Mehr als 160 Stellen könnten sofort in Hamburg besetzt werden. Doch Bewerber sind rar und die Plätze in der Lehranstalt der Handwerkskammer ausgebucht.

Hamburg. Auf dem Gelände rund um die Reparaturhalle der HCS Hamburger Container Service stehen Hunderte der bunten Transportboxen. Sie müssen nach zahlreichen Touren um die Welt ausgebessert werden. Thomas Skirde, seit drei Jahren bei dem Hamburger Familienunternehmen, hat seinen Schweißbrenner entzündet. Die mehr als 1000 Grad heiße Flamme tanzt über die stählerne Seitenwand der Transportkiste. Mithilfe des Acetylen-Sauerstoff-Gemisches brennt Skirde defekte Teile heraus und verschweißt danach neues Material an dem Container. Für ihn ist dies Routine. "Bei vielen der 120.000 Container, die wir pro Jahr bearbeiten, sind solche Arbeiten nötig", sagt HCS-Betriebsleiter Roger Petersen. Gern würde er noch mehr qualifizierte Schweißer einstellen. Doch sie zu finden ist nicht einfach - nicht nur für das Containerschweißen.

Denn allein in den vergangenen zwölf Monaten haben Hamburger Firmen dem Arbeitgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter knapp 800 freie Stellen gemeldet. Das sind 15,6 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Längst nicht jeder Arbeitsplatz ließ sich bis heute vermitteln. "Derzeit könnten sofort 164 Stellen besetzt werden", sagt Agenturchef Sönke Fock. Allein bei HCS würde Betriebsleiter Petersen gern sein Schweißerteam um bis zu fünf Leute auf insgesamt 15 aufstocken.

Hintergrund für die steigende Nachfrage nach qualifizierten Schweißern jeder Fachrichtung ist vor allem, dass die Techniken fast universell einsetzbar sind. "Sie sind günstig, schnell auszuführen und brauchen kaum Vor- oder Nacharbeiten. Dazu verhindern die Nähte das Eindringen von Feuchtigkeit und schützen so, im Gegensatz etwa zum Verschrauben, auch Nieten vor Korrosion", sagt Christiane Pohlmann, die Leiterin der Aus- und Weiterbildung der Hamburger Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Nord (SLV Nord), einer Tochter der Handwerkskammer. Längst nicht nur Containerreparaturfirmen sind so auf die Handwerker angewiesen. Schweißer suchen auch der Auto- und Schiffbau, die Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie, um nur einige zu nennen.

Die Folge in Hamburg: In der Lehr- und Versuchsanstalt sind derzeit alle 72 Ausbildungsplätze bis Juli ausgebucht. Das entspricht fast dem Rekordniveau aus den Jahren 2009 und 2010, als viele Firmen während der Wirtschaftsflaute in Kurzarbeit gingen und diese Zeit nutzten, um ihre Belegschaften fortbilden zu lassen. "Wenn nun heute wieder mehr produziert wird, muss auch wieder mehr repariert und damit häufiger geschweißt werden", so Pohlmann.

Die Kurse für Containerschlosser hat die SLV Nord 2008 eingeführt. Firmen im Hamburger Hafen sowie über die Stadtgrenzen hinaus hatten daran Interesse, weil es bis heute keine Lehre für diesen Beruf gibt. Anwärter sind oft Maschinen- und Autoschlosser oder auch Schiffbauer. Sie werden nun in dem Fachinstitut in zwei Monaten geschult und schließen noch ein Praktikum bei einer Firma an.

"Trotzdem herrscht bei uns ein Mangel an solchen Arbeitskräften", sagt HCS-Chef Roland Karnbach. Schließlich hat die Hamburger Containerreparaturfirma deutlich zugelegt. So verdoppelte sich das Areal an der Neuhöfer Brückenstraße in den vergangenen fünf Jahren auf 120.000 Quadratmeter. Heute liegt der Umsatz im hohen einstelligen Millionenbereich, wie der geschäftsführende Gesellschafter sagt.

Die Arbeitsagentur geht auch für 2013 davon aus, dass die Nachfrage nach Schweißern nicht nachlässt. Allein 2012 wurden 960.000 Euro in die Ausbildung von arbeitslosen Hamburgern investiert, die sich für einen Lehrgang entschieden hatten. Den 264 Absolventen konnten dann Jobs angeboten werden. Die Förderung bleibt 2013 konstant. Ob das die Lage entspannen kann, ist offen. Gerade bei den Containerreparaturen geht es oft darum, auch bei Wind, Regen oder Schnee im Freien und unter Akkordbedingungen zu arbeiten. "Dazu muss man bereit sein", sagt HCS-Betriebsleiter Petersen. Er setzt zunächst auf Zeitarbeiter. "Wer sich bewährt, hat aber gute Chancen, übernommen zu werden", versichert Karnbach.

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