Internationale Gartenschau mit 1500 Gästen eröffnet. Bundespräsident Joachim Gauck ist Schirmherr. Er besuchte auch Olaf Scholz im Rathaus

Wilhelmsburg. Wie es sich gehört, war bei der offiziellen Eröffnungsfeier der Internationalen Gartenschau Hamburg (igs) alles im grünen Bereich. Allerdings sind damit nicht nur Wiesen, Bäume und Blumen auf dem mehr als 100 Fußballfelder großen Areal in Wilhelmsburg gemeint. Auch ein Großteil der 1500 Gäste aus Politik, Wirtschaft, und Kultur, die am Freitagmittag zur Eröffnungsgala gekommen waren, trugen Grün. Wenn auch nicht ganz freiwillig. Denn das, was vom grauen Himmel fiel, schwankte zwischen Niesel und handfestem Regen. Da nur ein kleiner Teil der Gäste unter dem Dach vor der Freilichtbühne Platz fand, verteilten igs-Mitarbeiter grüne Regencaps aus Plastik.

"Ich finde es sympathisch, dass ihr euch alle verkleidet habt", sagte Sänger Lotto King Karl, der mit seiner Hymne "Hamburg, meine Perle" die knapp eineinhalb Stunden dauernde Gala eröffnete. Neben ihm traten auch die HipHopAcademy, der Kinderchor der staatlichen Jugendmusikschule, Pianist Joja Wendt, eine Tanzgruppe der Lola-Rogge-Schule und Achim Reichel mit den Wilhelmsburger Inseldeerns auf. NDR-Moderatorin Julia-Niharika Sen führte durch die Gala, deren Höhepunkt die Rede von Bundespräsident und igs-Schirmherr Joachim Gauck war, der mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt bereits gegen 10 Uhr am Flughafen in Fuhlsbüttel gelandet und neben der igs-Eröffnung auch für seinen offiziellen Antrittsbesuch nach Hamburg gekommen war.

"Es muss etwas dran sein an Hamburg, denn in keiner anderen Stadt war die igs so oft wie hier", sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in seiner Begrüßungsrede. Er lobte die Gartenschau, die "so bunt und vielfältig" geworden sei, wie alle sich erhofft hätten. Den Beteiligten dankte er für ihren Einsatz. "Mit dieser Ausstellung kehrt die Tradition nach Hamburg, der Mutter aller Gartenschauen, zurück," so Jürgen Mertz, Präsident des Zentralverbands Gartenbau bei der Eröffnung. "Wir Gärtner können Großprojekte auf den Punkt - und das im finanziellen Rahmen", sagte Mertz in Anspielung auf die Elbphilharmonie.

Auch Ehrengast Joachim Gauck, dem es als Schirmherr vorbehalten war, die igs offiziell zu eröffnen, war begeistert: "Die Internationale Gartenschau ist der Superstar unter den Gartenschauen", so Gauck. Der Bundespräsident ist traditionell Schirmherr der Gartenschau. "Eine Tradition, in die ich mich gerne einreihe. Und ich verspreche, also wenn es mit mir so weitergeht und ich die ganze Amtszeit durchhalte, ich komme auch gerne zur nächsten Eröffnung", sagte Gauck. Der Bundespräsident fand seinem Amt entsprechend aber auch ernste Worte. "Eine igs kann ein Anstoß sein, das soziale Zusammenwachsen einer Region zu fördern", sagte er. "Und ich hoffe, dass dieser Sprung über die Elbe, diese Verbindung nachhaltig gestärkt wird."

Gauck gab zu, dass auch für ihn Ausflüge nach Wilhelmsburg bisher nie auf dem Plan standen, wenn er die Verwandtschaft in Hamburg besuchte.

Die Gartenschau mit dem Motto "In 80 Gärten um die Welt" wird 171 Tage bis zum 31. Oktober gehen und soll insgesamt rund 2,5 Millionen Besucher anlocken und den Stadtteil Wilhelmsburg aufwerten. Aber die Schau wird auch nach ihrem Ende noch Auswirkungen auf den Stadtteil und ganz Hamburg haben. So soll das Gelände nach der igs zum öffentlichen Wilhelmsburger Inselpark werden.

"Die Schau wird noch mal verdeutlichen, dass Hamburg eine grüne Stadt ist", sagte igs-Geschäftsführer Heiner Baumgarten. "Aber auch, dass man dafür etwas tun muss - und das in einer hohen Qualität." Mitte-Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) denkt hingegen nicht in einer, sondern in vielen Farben - und zudem lokalpatriotisch. "Die igs zeigt, dass der Bezirk Mitte und der Stadtteil Wilhelmsburg das Bunteste und Vielfältigste sind, was wir in Hamburg haben."

Aber auch für Tourismus und Marketing ist die Schau positiv. "Zum einen werden mehr Touristen nach Hamburg kommen, zum anderen auch viel mehr nach Wilhelmsburg", so Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH. "Viele waren vielleicht schon mal in der Stadt, aber noch nicht in diesem Stadtteil." Das werde sich nun ändern - und damit auch die Wahrnehmung Hamburgs mit allen seinen unterschiedlichen Facetten.

Ein bekanntes Beispiel dafür, wie Gartenschauen eine Fläche prägen können, ist der Park Planten un Blomen, der schon oft Veranstaltungsort einer solchen war. "Ein Ereignis wie die igs - gerade auch mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) - prägt einen Stadtteil nachhaltig", so Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD).

IBA ist ein gutes Stichwort. Was sagt denn Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter? "Es ist besonders schön, dass sich die beiden Großereignisse so gut verbinden", sagt der Mann, der maßgeblich für das Aussehen der Stadt verantwortlich ist. "Es ist ein gutes Zeichen für Hamburg, dass das Bauen mit dem Grünen so eng verflochten ist."

Erzbischof Werner Thissen meint: "Die igs bringt die Schöpfung Gottes mit allem, was blüht, besonders schön zum Ausdruck." Am Nachmittag hielt er einen Gottesdienst auf dem Gelände.

Am Nachmittag traf der Bundespräsident zum Antrittsbesuch bei Bürgermeister Olaf Scholz im Rathaus ein. "Über das Wetter reden wir nicht, das kenne ich ja als Mecklenburger", sagte Gauck und zog eine erste Bilanz seines Hamburg-Tages. "Ich bin beeindruckt von der unglaublichen Vielfalt. Für die gesamte Bundesrepublik ist Hamburg eine boomende Region." Gleich nach seiner Ankunft hatte er die Lufthansa Technik in Fuhlsbüttel und später die Seemannsmission in Altona besucht. "Dort habe ich eine sehr warme und harmonische Atmosphäre erlebt", sagte Gauck. Ob er zur Eröffnung der Elbphilharmonie kommen werde, ließ der Präsident offen. "Schau'n mer mal", zitierte Gauck Franz Beckenbauer. "Ich glaube mit den politisch Verantwortlichen dieser Stadt, dass die Hamburger Bürger irgendwann Freude daran haben werden, dass es diesen kulturellen Schwerpunkt gibt und dass der Ärger verflogen sein wird", so der Bundespräsident.

Am Abend trug sich Gauck ins Goldene Buch der Stadt ein und traf sich mit ehrenamtlich engagierten Bürgern.