Das ehrgeizige Projekt nimmt Fahrt auf. Die Autobahn wird achtspurig, Parks, Kleingärten und 2000 Wohnungen entstehen. Die Lärmschutztunnel sollen die Lebensqualität der Anwohner verbessern.

Hamburg. Es ist ein ehrgeiziges und zukunftsweisendes Projekt, vielleicht sogar eins für Europa: der dreiteilige Autobahndeckel, Kernstück der Erweiterung der Autobahn 7. Das hofft Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos): "Hamburg und Schleswig-Holstein treiben die Planungen zum Ausbau der A 7 in allen Abschnitten mit Hochdruck voran. Mit dem Planfeststellungsbeschluss für Schnelsen haben wir jetzt ein wichtiges Zwischenziel erreicht, das einen Baubeginn im nächsten Jahr möglich macht."

Die drei geplanten Lärmschutztunnel in Altona, Stellingen und Schnelsen im Mittelpunkt sollen die Lebensqualität der Autobahnanwohner verbessern helfen. Gleichzeitig sollen auf den Deckeln - den überdachten Autobahnabschnitten - Kleingärten und Parks entstehen. Bisher bestehende Quartiere sollen "über der A 7" zusammenwachsen, auf freien lärmberuhigten Flächen sollen mehr als 2000 neue Wohnungen errichtet werden - jedoch nicht direkt auf den Tunneldächern. Dort kommen höchstens Lauben drauf.

152.000 Fahrzeuge passieren täglich allein dieses Teilstück zwischen dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest und der Anschlussstelle Hamburg-Stellingen. Es ist einer der europaweit am häufigsten befahrenen Autobahnstrecken. Der (theoretische) Grenzwert für die vorhandenen sechs Fahrspuren wird bereits um 26 Prozent überschritten, die Unfallquote ist wegen der hohen Verkehrsbelastung überdurchschnittlich hoch. Deshalb sollen die Fahrbahnen der A 7 in den Bereichen Stellingen und Bahrenfeld/Othmarschen von sechs auf acht, im Bereich Schnelsen von vier auf sechs Spuren erweitert werden. 2021 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Doch wenn ohnehin schon breite Autobahnen verbreitert werden sollen, machen sich Bürger in der Regel mit Recht Sorgen: So war das öffentliche Interesse trotz des Champions-League-Halbfinales erstaunlich groß: Über 250 Anwohner nutzten im Schnelsener Freizeitzentrum an der Wählingsallee die Möglichkeit, sich von den Objektmanagern der verantwortlichen Projektmanagementgesellschaft Deges direkt über Einzelheiten das anstehende Bauprojekt informieren zu lassen und Fragen zu stellen.

Ulrich Krentz, Mitarbeiter der Projektgruppe Bau der Deges, konzentrierte seine Präsentation auf den ersten Planfeststellungsbeschluss vom 17. Dezember 2012: Er gilt für den Abschnitt Schnelsen von der hamburgischen Landesgrenze bis südlich des Autobahndreiecks Hamburg-Nordwest. Auf dieser Strecke mit einer Länge von rund vier Kilometern ist die Verbreiterung der Autobahn auf sechs Spuren vorgesehen sowie der Bau eines rund 560 Meter langen Autobahntunnels südlich der Anschlussstelle Hamburg-Schnelsen zwischen der Frohmestraße und dem Heidlohweg. "Mit dem Deckel wird optimaler Lärmschutz für die an der Autobahn wohnenden Hamburgerinnen und Hamburger erreicht", versprach Krentz.

Besonderes Interesse hatten die Bürger an den befürchteten Einschränkungen für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Nahverkehr während der voraussichtlichen siebenjährigen Bauphase. "Ab und zu müssen zwar die Frohmestraße sowie der Heidlohweg wegen der notwendigen Brückenabrissarbeiten für jeweils 50 bis 60 Stunden gesperrt werden", sagte Krentz, doch dann werde der Verkehr kurzfristig über Nebenstraßen umgeleitet. Darüber hinaus würden Behelfsbrücken für Fußgänger und Radfahrer eingerichtet. Auch die Hochbahn arbeite inzwischen an Konzepten für den stark genutzten Busverkehr von und nach Schnelsen.

Das Gerücht, dass der geplante Deckel von Bahrenfeld/Othmarschen nicht gebaut werden soll, wurde von den Organisatoren der Informationsveranstaltung entkräftet: Mit insgesamt 2030 Metern wird er sogar der längste überdachte Abschnitt der ausgebauten Autobahn sein.

Finanziert wird das Projekt vorwiegend mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt. Da es sich dabei auch um einen sogenannten "vordringlichen Bedarf innerhalb des Bundesverkehrswegeplans" handelt, wird der gesetzlich vorgeschriebene Lärmschutz ebenfalls vom Bund getragen. Hamburg beteiligt sich jedoch an den Zusatzkosten für die ergänzenden Deckelabschnitte und deren Gestaltung.

Ersten Berechnungen zufolge liegt der städtische Anteil bei voraussichtlich 150 Millionen Euro Investitions- zuzüglich etwa 17 Millionen Euro Planungskosten. Die Planer wiesen jedoch darauf hin, dass bei derart langfristigen Projekten die Gesamtkosten (700 Millionen Euro) auch variieren können, was den Schnelsener Günter Brinckmann zu der Frage verleitete: "Aber eine zweite Elbphilharmonie können Sie mit Sicherheit ausschließen?"

Daraufhin gab es im Schnelsener Freizeitzentrum an der Wählingsallee kurzes Gelächter.