Für das kommende Schuljahr sind nur neun Prozent der jetzigen Viertklässler mit einer Gymnasialempfehlung für eine Stadtteilschule angemeldet worden. Zu 91 Prozent haben sich Eltern für Gymnasium entschieden.

Hamburg. Die Stadtteilschulen sind von dem Ziel, mindestens ein Drittel leistungsstarke Schüler in ihre fünften Klassen aufzunehmen, noch weit entfernt. Für das kommende Schuljahr sind nur neun Prozent der jetzigen Viertklässler mit einer Gymnasialempfehlung für eine Stadtteilschule angemeldet worden. Zu 91 Prozent haben sich die Eltern dieser Kinder für ein Gymnasium entschieden.

Das ist das Ergebnis der Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken-Bürgerschafts-Fraktionschefin Dora Heyenn. Umgekehrt werden 21 Prozent der Kinder ohne Empfehlung trotzdem ein Gymnasium besuchen, weil die Eltern vom freien Wahlrecht der weiterführenden Schule Gebrauch machen.

Der Anteil der gymnasial empfohlenen Kinder an Stadtteilschulen mit dem niedrigen Sozialindex 2 beträgt nur drei Prozent. An den Standorten mit Sozialindex 3 erreicht die Quote 9,5 Prozent.

In den sozial ausgewogeneren Stadtteilen mit dem Index 4 haben die künftigen Fünftklässler an Stadtteilschulen zu 12,5 Prozent eine Empfehlung für das Gymnasium. Bezeichnend ist, dass der Standort mit der höchsten Quote gymnasial empfohlener Jungen und Mädchen die Stadtteilschule Blankenese mit 26,5 Prozent ist.

Übertroffen wird dieser Wert nur von der Max-Brauer-Schule in Bahrenfeld, die mit 36,5 Prozent gymnasial empfohlener Kinder sogar über dem Richtwert von einem Drittel liegt. Die Max-Brauer-Schule wurde wegen ihres pädagogischen Konzepts mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet und nimmt eine Sonderstellung ein.

Die soziale Schichtung ist auch bei den Anmeldungen zum Gymnasium abzulesen. In den sozial stabilsten Gebieten (Sozialindex 6) haben 90 Prozent der künftigen Gymnasiasten auch eine Empfehlung für diese Schulform. Spitzenreiter ist das Christianeum in Othmarschen mit einem Wert von 100 Prozent. Die wenigen Gymnasien mit dem Sozialindex 3 besuchen immerhin zu 63,2 Prozent empfohlene Kinder.

"Hamburgs Stadtteilschulen entwickeln sich zurück zu Haupt- und Realschulen", kritisiert Heyenn. Schulsenator Ties Rabe (SPD) weist die Kritik zurück: "Zurzeit werden genauso viele Kinder mit Gymnasialempfehlung an den Stadtteilschulen angemeldet wie zuvor an den Gesamtschulen." Die neu eingerichteten Oberstufen gäben der Schulform "zusätzlichen Schwung". Eine Behörden-Arbeitsgruppe soll vor den Sommerferien Vorschläge zur Stärkung der Schulen vorlegen.