Krankenstand der Zusteller fast verdoppelt. 700.000 Sendungen im März liegen geblieben. Vor allem im Westen von Hamburg, in Steilshoop, Alsterdorf und in Harburg gibt es Probleme mit der Post.

Hamburg. Einladungen, die nicht termingerecht eintreffen, Geschäftsbriefe, die liegen bleiben - die Hamburger müssen sich in den nächsten Tagen auf noch mehr verspätete Briefzustellungen einstellen. Nachdem es bereits jetzt Probleme in der Hansestadt gibt, kann sich die Lage in der kommenden Woche nochmals verschärfen. "Ein Streik ist möglich, wenn es bei den nächsten Tarifverhandlungen am Montag zu keinem Ergebnis kommt", sagt Lars-Uwe Rieck vom Ver.di-Landesbezirk Hamburg dem Abendblatt. "Dann würde sich die ohnehin angespannte Situation bei der Zustellung noch verschärfen."

Schon jetzt gibt es laut Ver.di vor allem im Westen von Hamburg, in Steilshoop, Alsterdorf und in Harburg Probleme mit der täglichen Post. Verspätete oder ausbleibende Zustellungen werden auch aus dem Kreis Stormarn von Ahrensburg bis Bad Oldesloe gemeldet. "Allein im März sind 700.000 Briefe liegen geblieben, weil die Zusteller überarbeitet waren und ihre Tour abbrechen mussten, nachdem sie die maximal zulässige Arbeitszeit erreicht haben", sagt Rieck. Diese liegt bei zehn Stunden und 45 Minuten. Die Briefe konnten deshalb erst am nächsten Tag zugestellt werden.

Gewerkschaftsangaben zufolge machen die liegen gebliebenen Sendungen zwar nur 2,8 Prozent des Gesamtaufkommens aus. "Doch ihre Zahl hat sich von Februar auf März verdoppelt", sagt Rieck. Jeder Zusteller habe durchschnittlich zweimal im Monat seine Tour abgebrochen und Sendungen zurückgebracht, weil die zulässige Arbeitszeit überschritten wurde.

Die Gewerkschaft Ver.di prangert insbesondere die große Arbeitsbelastung und den hohen Krankenstand an, der sich ihren Angaben zufolge inzwischen von sechs auf zwölf Prozent verdoppelt hat. Dafür macht sie die Ausweitung der Zustellbezirke seit Beginn des Jahres verantwortlich. "Statt 1250 gibt es jetzt nur noch 1200 Tourbezirke", sagt Rieck. "Die Mitarbeiter schaffen die Arbeit nicht und gehen buchstäblich auf dem Zahnfleisch."

Er fordert die Post auf, neue Mitarbeiter einzustellen und das System aus befristeten Verträgen und Neueinstellungen aufzugeben. "Nach zwei Jahren Befristung müssten die Mitarbeiter fest eingestellt werden", sagt Rieck. "Doch stattdessen läuft ihr Vertrag aus, und es werden neue Mitarbeiter eingestellt, die allerdings erst wieder eingearbeitet werden müssen."

Die Deutsche Post räumt lediglich ein, dass sie "von der Grippe- und Kältewelle gebeutelt" sei, wie ein Sprecher sagte. Zu den konkreten Vorwürfen von Ver.di, dem Krankenstand, den vergrößerten Zustellbezirken und liegen gebliebenen Sendungen wollte sich das Unternehmen nicht äußern. "Wir haben im vergangenen Jahr 220 Mitarbeiter fest und 400 befristet in Hamburg eingestellt", sagte der Postsprecher. In diesem Jahr würden voraussichtlich 50 Auszubildende übernommen.

Am Montag wird in einer weiteren Tarifrunde über die Einkommen verhandelt. Die Gewerkschaft fordert für die 132.000 Tarifbeschäftigten Einkommensverbesserungen von sechs Prozent, mindestens aber 140 Euro.