Hamburg. Zwei Jahre lang arbeitete Stefan H. als Erzieher an der kirchlichen Kita am Kriegerdankweg in Schnelsen. Bei den Kindern war der 29-Jährige beliebt. Kollegen beschreiben ihn als ruhig, sympathisch, unauffällig. Doch der Eindruck hat offenbar getäuscht. Stefan H. steht im Verdacht, mehrere Kinder sexuell missbraucht zu haben. Die Eltern von elf Kita-Kindern haben den Erzieher angezeigt. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Hamburg. Im Februar dieses Jahres wechselte H. an die evangelische Kita Glashütte, um dichter an seinem Wohnort Norderstedt zu arbeiten. Wenige Wochen später wurde er fristlos entlassen. Eine Mutter hatte H. angezeigt, weil er in seinem Nebenjob als Babysitter ihre vierjährige Tochter missbraucht haben soll. Die Wohnung von H. wurde durchsucht, Handy und PC beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt.

Der Vorfall hat die betroffenen Eltern an den beiden Kitas in Aufruhr versetzt. In Norderstedt gehen die Verantwortlichen nicht davon aus, dass es zu Missbrauchsfällen kam. Dennoch müssen die Kinder auf Drängen einer Mutter derzeit in langer Sportkleidung am Turnen teilnehmen. Weitere Präventionsmaßnahmen sind geplant.

In Schnelsen deutet sich an, dass Stefan H. in den zwei Jahren seiner Anstellung mehrere Kinder sexuell missbraucht hat. "Wir gehen von mehreren Fällen aus", bestätigte Monika Rulfs, Sprecherin des zuständigen Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein. Die Stimmung an der Kita in Schnelsen sei angespannt. "Die Eltern sind verunsichert. Eltern und Mitarbeitende fragen sich, warum sie nicht kritischer und genauer hingeguckt haben", sagt Rulfs. Der mutmaßliche Täter ging offenbar sehr unauffällig vor. "Er war ein ruhiger Mann mit einer sympathischen Ausstrahlung", sagt Uwe Büth, Geschäftsführer des Kita-Werks Niendorf-Norderstedt.

Hinter dem Auftreten von Stefan H. steckte vermutlich eine Strategie. "In Fällen von sexuellem Missbrauch sind die Täter in der Regel nicht unsympathisch. Auf den ersten Blick haben sie ein gutes Händchen für Kinder", sagt Christina Okeke vom Hamburger Verein Zündfunke, der Eltern und Kinder in Missbrauchsfällen berät.

Gemeinsam mit Zündfunke macht das Kita-Werk den Eltern Angebote, Verunsicherungen zu thematisieren und zu reflektieren. "Es wird jetzt darum gehen, weitere Regeln zur Prävention zu vereinbaren, ohne den Alltag in den Kitas zu beeinträchtigen", sagt Sprecherin Monika Rulfs. Schnellschüsse bei den Maßnahmen zur Prävention soll es nicht geben. "Wer zu schnell reagiert, macht oft das Falsche", sagt Beraterin Christina Okeke. Wichtig sei es, die Eltern umfassend zu informieren. "Die Verunsicherung der Eltern ist unsere größte Herausforderung", sagt Okeke. "Je besser die Eltern informiert sind, umso genauer können sie in Missbrauchsfällen hinschauen."