Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf prüft erstmals in Deutschland Studienbewerber auf ihre soziale und psychische Eignung.

Hamburg. "Wir wollen herausfinden, welches Einfühlungsvermögen die künftigen Studenten mitbringen, ob sie Patienten mit Respekt behandeln und wie sie mit hoher Belastung und Stress umgehen", sagte Projektleiter Professor Wolfgang Hampe gestern.

Das in den USA und Kanada bereits seit einigen Jahren angewandte Verfahren wurde auf die Anforderungen der Uniklinik umgewandelt. Für das kommende Wintersemester sollen 25 der 75 geladenen Bewerber auf diese Weise einen Studienplatz für Humanmedizin erhalten.

Eine geschulte Jury soll in zwölf Tests eine Einschätzung über die Bewerber treffen. Dazu müssen diese etwa in fünf Minuten einer Person mit geistiger Behinderung den Unterschied zwischen einer digitalen und einer analogen Uhr erklären. Die Rolle des Patienten nimmt dabei ein Schauspieler ein. "In fünf Minuten ist das gar nicht zu schaffen", sagte Projektleiter Hampe. "Hier zeigt sich, ob die Bewerber auch unter Stress den Patienten mit Respekt behandeln können."

In weiteren Interviews sollen die Studienanwärter der Jury beweisen, wie gut sie argumentieren können. Es soll etwa ein Fall bewertet werden, in dem ein Arzt bei kleineren Erkrankungen homöopathische Medikamente als Placebo verschreibt. An die Wirkung dieser Präparate glaubt er selbst nicht. Die Ergebnisse der zwölf Tests werden alle gleich gewichtet, maximal können 52 Punkte erreicht werden. Diese Punktzahl wird schließlich zur Abiturnote hinzuaddiert, sodass eine Rangliste der Bewerber erstellt werden kann.