Ex-Bezirksfraktionschef Dieter von Kroge berichtet: “Ich hatte psychisch schwer mit den Folgen des Mobbings zu kämpfen.“

Hamburg. Der Vorwurf, den ehemalige Mitglieder und Mitarbeiter der Linken-Bezirksfraktion in Wandsbek vorbringen, wiegt durchaus schwer: Geschäftsführer, Fraktionsvorsitzende und Parteimitglieder seien über Jahre hinweg gezielt gemobbt worden, behaupten Dieter von Kroge, Ralf Brodesser und Gernot Schultz, die von 2008 bis 2011 in ihrer Partei im Bezirk Wandsbek aktiv waren. "Ich hatte psychisch schwer mit den Folgen des Mobbings zu kämpfen", berichtet Dieter von Kroge, der der Bezirksfraktion mehr als zwei Jahre vorstand.

"Alles was ich in meiner Zeit als Fraktionsvorsitzender in der Bezirksversammlung tat, wurde öffentlich kritisiert." Irgendwann habe er nicht mehr gekonnt. Offiziell legte er sein Mandat aus gesundheitlichen Gründen nieder.

Am Mittwoch gipfelte der Streit in der Partei in einem Verfahren vor Gericht. Die im August vergangenen Jahres entlassene Fraktionsgeschäftsführerin Alice Maria Bazarnicki hatte vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung geklagt. Außerdem verlangt sie von der Fraktion eine Entschädigung von 10.000 Euro - wegen Mobbings. Die alleinerziehende Mutter wirft dem ehemaligen Fraktionsvorstand um den inzwischen zurückgetretenen Vorsitzenden Vasco Schultz vor, ihr gekündigt zu haben, weil sie ein ebenso hohes Gehalt verlangt habe wie die Fraktionsgeschäftsführer der Linken in anderen Bezirken. Sie wurde drei Gehaltsstufen schlechter bezahlt. Zudem habe man sie als "profitgierig" diffamiert und sie durch Ausschluss von Fraktionssitzungen schikaniert, beklagt Alice Maria Bazarnicki. Das Gericht wies die Anträge Bazarnickis zurück. Schon vor Verkündigung ihrer Entscheidung hatte die Richterin deutlich gemacht, dass sie den Vorwurf des Mobbings nicht als erwiesen ansehe.

Es handele sich - wenn auch um eine eskalierte - aber doch um eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung und nicht um persönliche Angriffe. Ob die ehemalige Fraktionsgeschäftsführerin in Berufung gehen wird, stand am Mittwochabend noch nicht fest. Das Angebot, gegen eine Abfindung ihre Klage fallen zu lassen, hatte Bazarnicki mehrfach abgelehnt. Das bedauerte der aktuelle Fraktionsvorsitzende der Linken in Wandsbek, Julian Georg, nach der Verhandlung. "Für uns stand eine einvernehmliche Lösung immer im Vordergrund."

Wie es mit der Arbeit in der Fraktionsgeschäftsstelle weitergeht, ist aktuell noch offen. Bazarnickis Stelle ist nicht besetzt. Eine zusätzliche Belastung für die Wandsbeker Bezirksfraktion. Nachdem diese sich im Dezember in Streit aufgelöst und kurz danach wieder zusammengeschlossen hatte, versucht man unter dem neuen Fraktionsvorsitzenden erst mal wieder "eine gute Arbeitsatmosphäre" zu schaffen.