Es ist das Ende einer Hamburger Legende: Nur die Fassade an der Behringstraße bleibt erhalten. Der Neubau von 74 Wohnungen ist geplant.

Hamburg. Es kracht und zischt. Holz splittert. Staubwolken wirbeln auf, wenn wieder eine Hauswand von einem sogenannten Sortiergreifer geknackt wird und in den Schnee fällt. Wie Kekse zerbröselt diese Art Bagger mit riesigen Krallen die Steinwände: In einer Woche wird der Greifer das berühmte Hundertwasser-Café in Ottensen plattgemacht haben. Nur die Fassade in der Behringstraße 42 bleibt stehen. Es ist das Ende einer Legende, die im Quartier so geliebt wurde.

Nach dem Abriss soll ein deutlich größeres Gebäude entstehen: Es sollen ein neues Café, eine Kopie des alten, und 74 Wohnungen, für die es jetzt schon Vormerkungen gibt, gebaut werden. Das Stadtcafé Ottensen, so der offizielle Name, direkt an der Kreuzung Behringstraße/Hohenzollernring gelegen, war einer der wenigen originellen Fluchtpunkte, an denen man tatsächlich dem Alltag entfliehen konnte: bunt wie ein Traum, mit vielen glänzenden Mosaiksteinchen, Blumen und rankenden Pflanzen und Mauern, von denen keine einzige gerade war. Der berühmte Künstler Friedensreich Hundertwasser hatte die Skizzen für das 600 Quadratmeter große Café gezeichnet, das 1998 eröffnet hatte.

Vorher war dort eine Rettungswache untergebracht gewesen, die dem Landesbetrieb Krankenhäuser gehört hatte. Als nach einem Verkauf das Gebäude abgerissen werden sollte, bildete sich eine Bürgerinitiative, die bis Ende 2010 mehr als 5000 Unterschriften sammelte und einen Bürgerentscheid erwirkte. Nach einem zähen Hin und Her erteilte der Bezirk Altona Ende 2012 die Abriss- und Baugenehmigung aufgrund eines Kompromisses. Ausgehandelt wurde dieser von den Bezirkspolitikern, dem Bezirksamt Altona und dem neuen Eigentümer, der Bonner Wohnbau GmbH. Der städtebauliche Vertrag sieht den Bau von Mietwohnungen von einem bis fünf Zimmern vor. Zu Mieten "im mittleren Preissegment", wie Anja Kasper von der Wohnbau GmbH dem Hamburger Abendblatt sagte.

Die neuen Eigentümer wollen das Hunderwasser-Café wieder als Attraktion errichten. Die alten Innenräume wurden mit einem dreidimensionalen Scan-Verfahren dokumentiert und sollen nachgebaut werden.

Jens Bräutigam, Geschäftsführer der Wohnbau GmbH, sagte: "Wir bauen ein echtes Mehrgenerationenhaus. Es wird begrünte Dachflächen, großzügige Terrassen, Balkone oder Loggien in allen Wohnungen geben. Im großen begrünten Innenhof können Mietergärten und Spielflächen entstehen." Die Wohnbau GmbH will neben den Wohnungen ein "gastronomisch voll nutzbares Café mit einem Veranstaltungsraum in der Galerie" errichten. Im Frühjahr 2015 soll alles eröffnet werden.