Starker Schneefall im März - das kommt nur alle 20 Jahre vor. Die Hamburger nahmen es gelassen und holten einfach den Schlitten aus dem Keller.

Hamburg. So heftig schneit es im Norden Deutschlands nur selten im März: Starker Schneefall hüllte Hamburg am Wochenende in eine stille, weiße Pracht. In der Nacht zu Sonntag fielen stellenweise bis zu 20 Zentimeter Schnee. In Hamburg waren es 17, in Lübeck 16 Zentimeter. Für Kinder ein riesengroßer Spaß: Sie konnten noch einmal ihre Schlitten aus dem Keller holen. Doch auch Feuerwehr und Polizei hatten durch den Wintereinbruch gut zu tun. In Hamburg ereigneten sich in wenigen Stunden 47 Unfälle.

Für den Meteorologen Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation ist der neuerliche Wintereinbruch in dieser Form ein sehr seltenes Phänomen. "Wir haben eine 1000 Kilometer lange Kaltfront, die nur sehr langsam Richtung Süden zieht." So etwas kommt statistisch nur alle 20 Jahre vor. Richtig viel Schnee im März gibt es dagegen hin und wieder. Zuletzt rieselten 2006 sogar 28 Zentimeter Schnee auf Hamburg. Damals blieb es für zwei Wochen winterlich kalt.

Frostig wird es zunächst auch bleiben. "Bis zum Wochenende haben wir Winterwetter", sagt Böttcher. Tagsüber werden die Temperaturen zwischen minus ein Grad und plus zwei Grad liegen. Nachts kann es sogar richtig kalt werden. "In den klaren Nächten wird über den Schneeflächen eigene Kaltluft produziert", so Böttcher. Bis auf minus 15 Grad kann die Temperatur deshalb in den Nächten zur Wochenmitte fallen. Neuer Schnee ist auch angesagt.

Er wird durch die Ostsee produziert. "Das Wasser verdunstet und steigt bei kalter Luft besonders schnell auf", erklärt Böttcher das Phänomen. So bilden sich Wolken, die dann wie an einer Perlenkette über das Land ziehen und für teilweise heftigen Schneefall sorgen. "Wir werden stellenweise noch einmal bis zu zehn Zentimeter Neuschnee bekommen", sagt der Meteorologe. "An anderen Stellen wird es dagegen gar keinen Schneefall geben." In Hamburg, so die Prognose, wird vor allem der Norden der Stadt betroffen sein.

Die erste große Ladung Neuschnee bekam der Winterdienst der Stadtreinigung gut in den Griff. "Wir waren am Sonntag ab 6 Uhr mit 110 Streufahrzeugen auf den Hauptverkehrsstraßen im Einsatz", sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. Bis zum Mittag waren die 2680 Kilometer Haupt- und 760 Kilometer Verbindungsstrecken abgefahren. Von 7 Uhr an rückten dann 900 Einsatzkräfte mit 270 Fahrzeugen aus, um rund 4000 Bushaltestellen, 930 Kilometer wichtige Gehwege und 1540 Kilometer Radwege abzustreuen. Die Stadtreinigung ist ein gut eingespieltes Team. Selbst die Salzmenge, die gestreut wird, ist genau berechnet. 20 Gramm Feuchtsalz pro Quadratmeter landen auf der Straße.

Ganz ohne Probleme bleibt so ein Wintereinbruch aber dennoch nicht. Die Polizei registrierte zwischen Mitternacht und Sonntagmorgen, 10 Uhr, 47 Verkehrsunfälle. "Das ist eine erhöhte Zahl", sagt Hauptkommissarin Ulrike Sweden. Bei den Unfällen wurden vier Menschen leicht verletzt. In vier Fällen begingen die Verursacher Unfallflucht. "Wir hatten zudem acht Verkehrsunfälle auf den Autobahnen", so Sweden. "Doch auch in diesen Fällen waren es eher kleinere Unfälle." Die Feuerwehr rückte wegen Dachlawinen und umgestürzter Bäume aus. Der Schnee ist nass und schwer, dadurch komme es zu diesen Einsätzen, so ein Feuerwehrmann. Auf den Dächern bilden sich dicke, schwere Schneebretter, die leicht ins Rutschen kommen. Die Bäume brechen unter dem Gewicht des nassen Schnees zusammen. Verletzte gab es aber nicht.

Rund um Hamburg gab es ebenfalls viele Einsätze für Polizei und Feuerwehr. Auf der A 1 bei Bad Oldesloe stellte sich ein Lastzug quer und prallte gegen eine Brücke. Auf der B 205 bei Wahlstedt im Kreis Segeberg blieben Fahrzeuge in Schneewehen stecken.

Wer zu Fuß unterwegs war, der konnte dem Wintereinbruch positive Seiten abgewinnen: Rund um die Alster genossen Spaziergänger die Schneepracht. Im Hamburger und im Harburger Stadtpark rund um den Außenmühlenteich waren Kinder mit Schlitten unterwegs.

Wann der Frühling wiederkommt, der in der letzten Woche schon einmal zur Stippvisite in Hamburg vorbeischaute, kann niemand mit Sicherheit sagen. Allerdings gibt es einen Trost. "Auch wenn es leider keinen Zusammenhang zwischen Schnee im März und dem kommenden Sommerwetter gibt, so konnte man sich 2006 nach einem verschneiten Frühjahr über das Fußball-Sommermärchen mit sechs Wochen herrlichem Sommerwetter freuen", sagt Meteorologe Frank Böttcher. "Das macht zumindest Hoffnung an diesem gefühlten ersten Advent im März."