Test des neuen Gefährts von HVV und Fahrrad-Club. Es darf auch zu Hauptverkehrszeiten in Bus und Bahn mitgenommen werden.

Hamburg. "Sieben Sekunden", sagt Rainer Vohl. In dieser Zeit könne man das Rad komplett zusammenfalten. Der Mann vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV) hat es mehrfach mit der Stoppuhr nachgemessen. Und nun steht es da. Bereit zur großen Abendblatt-Testfahrt: Das "Tern Link D8", benannt nach einem arktischen Vogel, der seine Flügel schnell auffalten und augenblicklich losfliegen kann. HVV und der Hamburger Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) bieten es seit einigen Tagen an. Als mobile Unterstützung für Nutzer von Bussen und Bahnen in der Hansestadt.

Der Vorteil: Während man in den Hauptstoßzeiten morgens und abends keine Fahrräder in den HVV-Fahrzeugen mitnehmen kann, gilt das Faltrad als Gepäckstück und kann jederzeit mit in die Bahn - auch wenn es voll ist in den Kabinen. Ideal also etwa für Pendler, die damit zur S- oder U-Bahn-Station fahren, es zusammenklappen, in die City fahren und dann auf eigenen zwei Rädern weiter zum Büro radeln wollen. Aber auch im Bus lässt es sich transportieren wie ein Koffer, sagt der HVV.

Im ADFC-Büro in St. Georg machen wir den ersten Test, den Falttest. HVV-Sprecher Vohl ist auch dabei und zeigt es: Erst in der Mitte klappen, dann den Lenker, kurz festlaschen mit einer Gummihalterung - und fertig. Tatsächlich schafft er es in einer Zeit, die man für viermal in die Hände klatschen braucht.

Dann der Selbstversuch: Wie war das noch, hier drücken oder dort? Fürs Foto kommen noch ein paar Versuche dazu: "Jetzt falten, gaaanz langsam, und hoch: Nein, nicht das Rad - das Kinn!" Also noch einmal, weil es der Fotografenkollege so will. Als er endlich zufrieden ist, geht es mit dem gefalteten Radpaket unterm Arm hinunter zum S-Bahnsteig am Hauptbahnhof. 13,4 Kilogramm wiegt das Rad, so viel wie ein Tourenrad etwa. Auf Dauer kann das schwer werden so unterm Arm. Besser ist wohl, das Tern-Faltrad im aufgeklappten Zustand auf den Treppen zu rollen. Auch HVV-Mann Vohl empfiehlt daher, das Rad erst am Bahnsteig zu klappen. "Mit ein wenig Übung reicht es, wenn man startet, wenn der Zug kommt", sagt er.

Auch das hat er selbst mehrfach ausprobiert. Beim HVV gilt der studierte Diplomgeograf als eine Art Fahrradpapst. Im Studium hat er schon in Fahrradgeschäften gejobbt, ist passionierter Rennradfahrer und fährt morgens seine Tochter mit dem Lastenrad zur Kita.

Als vor einiger Zeit beim HVV die Idee aufkam, eine Alternative zu den Fahrrad-Sperrzeiten zu finden, war er der Mann der Wahl und wurde zum Faltrad-Projektleiter. Etliche Modelle hat er sich angesehen, ist sie auch Probe gefahren. Immer auf der Suche nach einem Klapprad, das technisch ausgereift, preisgünstig und auch mit Licht und Gepäckträger ausgerüstet ist. Das Tern Link D8 eines deutschen Herstellers habe sich als ideal erwiesen, sagt er. Für 549 Euro bieten es HVV und ADFC an, etwa 50 Euro unter dem regulären Preis; vertrieben wird es von ausgewählten Händlern. Im Vergleich mit Baumarkt-Modellen klingt der Preis hoch. Wer sich aber mit Rädern befasst, weiß, dass unter 500 Euro kaum ein gutes Rad zu finden ist. Tatsächlich fühlen sich die Klappmechanismen wertig, fest und haltbar an. Mit sattem Klacken rasten die Scharniere ein.

In der voll besetzten S-Bahn Richtung Neugraben stört das Faltpaket zunächst ein wenig - so wie es aber ein Rollkoffer auch machen würde. Doch an einer Trennwand mit dem Gepäckgummi festgemacht, steht es nicht mehr im Weg und kippt beim Anfahren der S-Bahn auch nicht mehr um.

In Neugraben ist schließlich an diesem Abend Endstation für diese S 3, für Pendler nach Buxtehude oder Stade fahren jetzt die Züge in größeren Zeitabständen. Das bedeutete sonst stets langes, nerviges Warten am Bahnsteig.

Nicht mehr mit dem Tern: klack, klack ist es wieder aufgefaltet. Selbst 1,90 Meter große Menschen können darauf noch gut sitzen - so hoch lässt sich die lange Sattelstange herausziehen. Die Sitzposition kann damit sogar ausgesprochen sportlich eingestellt werden. Die weiteren zwölf Kilometer bis Buxtehude gehen daher flott voran. Im Schnitt immerhin mit Tempo 22, wie der GPS im Smartphone anzeigt. Die acht Gänge der Kettenschaltung lassen sich sauber schalten, bergab wünscht man sich vielleicht einen neunten oder zehnten hinzu - so schnell lässt sich das Tern radeln. Erstaunlich eigentlich bei so kleinen Reifen. Die zeigen in Kurven ihre Stärke, agil ist man mit dem Rad unterwegs. Die buckeligen Hamburger Radwege nimmt es gelassen. Es bringt regelrecht Spaß, sich mit dem agilen, kleinen Rad zu bewegen. Selbst wenn man sonst mit Rennrad oder Mountainbike unterwegs ist: Es ist einfach ein ideales Stadtrad, ein Stattrad eben. Nicht nur zum Bahnfahren.

Das Faltrad von HVV und Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) wird von ausgewählten Fachhändlern vertrieben. Es kostet 549 Euro, 50 Euro weniger als regulär. Jeder Käufer bekommt laut HVV zudem eine kostenlose Erstinspektion sowie eine Familien-Jahresmitgliedschaft des ADFC. Die ersten 200 Käufer bekommen zudem eine Transporttasche für das Rad hinzu. Informationen im Internet unter www.hvv.de oder www.hamburg.adfc.de