Hamburg gab im Jahr 2012 knapp 1,5 Millionen Euro aus, um sich zu präsentieren. Die Kosten stiegen in einem Jahr um 42 Prozent.

Hamburg. Am 3. Februar 2012 beteiligte sich die Schulbehörde an einem vier Quadratmeter großen Stand auf der Aktivoli Freiwilligen-Börse in der Handelskammer - zum Preis von 237,40 Euro. Vom 3. bis zum 5. Mai 2012 präsentierten die Gesundheitsbehörde und der Landesseniorenbeirat die Hamburger Seniorenarbeit auf der SenNova im Congress Center Hamburg. Kosten für die Beteiligung an dem 100-Quadratmeter-Stand: 26.199,53 Euro. Und vom 8. bis zum 10. Februar 2012 pries der Großmarkt für Obst, Gemüse und Blumen, ein städtischer Landesbetrieb, den Gewerbestandort Hamburg auf der Fruit Logistica in Berlin an - 44.744,04 Euro kostete die Beteiligung an einem 95-Quadratmeter-Stand.

Das sind nur drei von 272 Fällen, in denen Hamburger Behörden, Landesbetriebe oder öffentliche Unternehmen sich und ihre Arbeit 2012 auf Messen präsentiert haben. Insgesamt, so hat es die CDU-Fraktion auf Basis von Angaben des Senats errechnet, wurden dafür 1,487 Millionen Euro ausgegeben. Das ist eine Steigerung um 42 Prozent gegenüber 2011, als die Messeausgaben der Stadt bei 1,047 Millionen Euro gelegen hatten. Das sei jedoch "kein genereller Trend", heißt es aus der Wirtschaftsbehörde. Die Stadt müsse flexibel auf die Marktlagen reagieren können, so Sprecherin Susanne Meinecke. Außerdem fänden einige Messen nur im zweijährigen Turnus statt.

Dass es durchaus einen Nutzen für die Stadt hat, wenn etwa der Flughafen in China für Flugverbindungen nach Hamburg wirbt oder die im Frühjahr in Wilhelmsburg eröffnende Internationale Gartenschau (igs) sich auf der Tourismusbörse in Berlin präsentiert, bestreitet kaum jemand. "Messen sind nicht grundsätzlich schlecht", sagt der CDU-Finanzexperte Roland Heintze, "aber das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss stimmen." Und da hat er seine Zweifel. "Die Stadt hat 2012 fast eine halbe Million Euro mehr für Messestände ausgegeben. Das kann in Zeiten knapper Kassen nicht sein. Gerade der Finanzsenator sollte auch bei relativ kleinen Beträgen Acht geben und die Kosten für die Immobilienmessen besser im Zaum halten."

Heintze spielt damit auf den Stand auf der Immobilienmesse Expo Real in München an, der die Finanzbehörde 2011 "nur" 25.000 Euro gekostet hatte - 2012 dann aber schon 65.000. Auch auf der Immobilienmesse MIPIM in Cannes (Frankreich) sind die Kosten für die Finanzbehörde im Jahresvergleich von 34.000 auf 53.000 Euro gestiegen. Dabei hat sie jeweils keineswegs die gesamte Stadt repräsentiert, sondern sich nur an einem von der Hamburgischen Wirtschafsförderung (HWF) organisierten Gemeinschaftsstand beteiligt - auf der Expo Real übrigens der größte aller Ausstellungsstände. Und so trafen die Vertreter von der Elbe auf diesen beiden Messen viele Bekannte. Ob die städtische HafenCity Hamburg GmbH (Kosten für beide Messen: 276.721 Euro), die Elbphilharmonie Hamburg Bau KG (6300 Euro) oder die Internationale Bauausstellung (IBA), die 2013 ebenfalls in Wilhelmsburg stattfindet (39.866 Euro), - alle waren sie ebenfalls auf der Expo Real und der MIPIM vertreten.

Derartige Ballungen an Hamburg-Werbung sind beileibe kein Einzelfall - auf der SenNova, der Reisemesse oder Du und deine Welt sieht es nicht anders aus. So waren auf der traditionellen Verbrauchermesse die Landeszentrale für Politische Bildung, die Gesundheitsbehörde, die Innenbehörde, der Verfassungsschutz, der Flughafen, der HVV und die igs mit am Start - wobei insgesamt Kosten von 63.224,95 Euro anfielen. Allerdings muss erwähnt werden, dass auch bei dieser Messe die Hamburger Vertreter zum Teil Gemeinschaftsstände gebildet haben.

Aus Sicht der Finanzbehörde sind Auftritte auf den Immobilienmessen "ein unverzichtbares Instrument für den Erfolg des Standorts Hamburg und zahlen sich dabei um ein Vielfaches wieder aus", sagte Sprecher Daniel Stricker. So sei auf der MIPIM die alte Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt offeriert worden - "mit dem Ergebnis, dass eine erhöhte Nachfrage zu verzeichnen war und bei der Ausschreibung ein positives Ergebnis erzielt werden konnte", so Stricker. Und auf der Expo Real 2012 habe Hamburg erfolgreich Wohnbauflächen angeboten. Ähnlich die Wirtschaftsbehörde: "Messen sind Treffpunkt für den Austausch von Produkten, Ideen und Know-how", sagt Sprecherin Susanne Meinecke.

Allerdings sind in den knapp 1,5 Millionen Euro noch nicht alle Messe-Ausgaben der Stadt enthalten. Die Kosten für Übernachtungen und Anreise der städtischen Vertreter werden gesondert abgerechnet und sind nur sporadisch bekannt. Laut Finanzbehörde lagen die Übernachtungspreise zuletzt für ein Motel in München bei 69 Euro pro Nacht und für ein Hotel in Cannes bei 280 Euro, Flüge hätten zwischen 99 und 350 Euro gekostet - bei früher Buchung. Dass darauf geachtet wird, entspricht den Erwartungen von CDU-Politiker Heintze: "Haushaltsdisziplin", sagt er, "fängt im Kleinen an."