Max-Detlef Rode trainiert gehandicapte Handballer. Dafür erhält der ehemalige Lehrer Sozialpreis der Bezirksversammlung Wandsbek.

Tonndorf. Für Max-Detlef Rode begann das Engagement, für das er an diesem Donnerstagabend mit dem Sozialpreis der Bezirksversammlung Wandsbek ausgezeichnet wird, mit einem Anruf. Seit er selbst 16 Jahre alt war, trainiert der heute 69-Jährige andere im Handball. Frauen, Kinder und Jugendliche. Aber mit Menschen mit Behinderung hatte der pensionierte Gymnasiallehrer bis zu jenem Telefonat vor gut drei Jahren noch nicht gearbeitet. Nur durch Zufall war er es, den Martin Wild anrief.

Wild war aus Süddeutschland nach Hamburg gezogen und hier auf der Suche nach einem Verein, der eine Handballsparte für geistig Behinderte hat. Er wollte sich dort als Trainer anbieten. Ein Anruf beim Verband brachte jedoch ein ernüchterndes Ergebnis: Kein einziger Verein hätte ein entsprechendes Angebot. Und so begann Martin Wild die Handballclubs der Hansestadt abzutelefonieren - und landete bei Max-Detlef Rode vom Altrahlstedter MTV.

"Ich war natürlich am Anfang neugierig", erinnert sich Rode. Lange überlegen musste er deshalb nicht. "Ich dachte sofort, das ist eine gute Idee." Rode organisierte in der Schule, in der er früher als Lehrer gearbeitet hatte, eine Hallenzeit für das Projekt und lud öffentlich zum ersten Training ein. "Da waren am ersten Tag 25 Kiddies da." Seitdem sind drei Jahre vergangen, die Zahl der Behinderten, die regelmäßig kommen, ungebrochen hoch. "Freiwurf Hamburg" haben Rode und Wild das Projekt getauft, an dem sich inzwischen der AMTV und Wilds Verein, der Sportverein Eidelstedt, beteiligen.

Jeden Sonnabendmorgen verbringt Rode in der Sporthalle der Gyula-Trebitsch-Schule in Tonndorf und bringt seinen Schützlingen das Handballspielen bei, geht mit ihnen Wurftechniken und Taktiken durch. Aber auch außerhalb der Halle ist Rode für sein Team da, ist Ansprechpartner, Tröster, mitunter sogar Ziehvater. Da verwundert es kaum, dass er stets stolz von seinen "Kiddies" spricht, auch wenn der älteste seiner Handballer mit Handicap bereits 52 Jahre alt ist.

Die jüngste im Team "Freiwurf Hamburg" ist gerade 13 Jahre alt geworden, in Rodes Gruppe trainiert ein 15-Jähriger mit. Alter und Geschlecht spielen in dem außergewöhnlichen Handballteam keine Rolle. Selbst die Spielstärke ist nicht entscheidend. Man wolle keine Leistungssportler aus ihnen machen, sagt Rode. Es ginge um den Spaß am Sport, um Teamgeist und darum, zu zeigen, wozu Menschen mit Behinderung in der Lage sind.

Ein besonders gutes Beispiel dafür ist Sven Schmalfeldt, einer von Rodes Schützlingen. Der 26-Jährige kam über "Freiwurf Hamburg" zum Handball und entdeckte bei Turnierspielen, zu denen das Team extra nach München gereist war, dass ihm auch die Rolle des Schiedsrichters gefallen würde. Gemeinsam mit Max-Detlef Rode kämpfte sich der junge Mann durch die notwendigen Schiedsrichterprüfungen. Mit einer Sondergenehmigung durfte Schmalfeldt, dessen Behinderung mit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben einhergeht, eine mündliche Prüfung ablegen. Die meisterte er und darf nun Ligaspiele von Jugendlichen pfeifen - als erster und bislang einziger Handballschiedsrichter in Deutschland, der eine geistige Behinderung hat. Nur eine Einschränkung gibt es: Sven Schmalfeldt muss stets einen lizensierten Schiedsrichter an seiner Seite haben. Und so steht Rode regelmäßig gemeinsam mit dem 26-Jährigen am Spielfeldrand. Doch damit endet das ehrenamtliche Engagement von Rode noch nicht.

Einmal im Jahr versuchen die Handballer von "Freiwurf Hamburg" zu einem großen Turnier zu fahren, um sich dort mit anderen behinderten Sportler zu messen. Das Geld dafür muss das Projekt selbst aufbringen. Da Handball nicht als Reha-Sport gilt, gibt es keine besonderen Förderungen. Also suchen Rode und seine Mitstreiter zwischen den Trainingszeiten und Spielterminen auch stets nach Förderern für ihre Mannschaft. Der Sozialpreis Wandsbek, mit dem Max-Detlef Rode ausgezeichnet wird, ist mit 500 Euro verbunden. Auf die Frage, was mit dem Geld geschieht, zögert Rode keine Sekunde. "Wir wollen 2013 zum Turnier nach Karlsruhe."

Sportlich könnte die junge Mannschaft mit anderen Teams nicht mithalten, die bereits seit Langem Handball für geistig Behinderte anbieten. "Wir sind immer die Letzten, aber das macht den Kiddies nichts", sagt Rode. "Wir sind bei solchen Turnieren die Mannschaft der Herzen."