Uwe Hornauer amtierte bis 2002 in Altona. Jetzt bewirbt sich der SPD-Politiker erneut. Die Kandidatur ist offensichtlich nicht abgesprochen.

Altona. Die Wahl neuer Bezirksamtsleiter im Bezirk Altona ist seit mehr als zehn Jahren immer wieder von Überraschungen geprägt. So offensichtlich auch in diesem Jahr: Unter den Bewerbern um den Chefposten im Altonaer Rathaus ist auch ein Kandidat, der dort schon einmal das Sagen hatte. Nach Abendblatt-Informationen hat auch der frühere Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer seine Bewerbung bei der Finanzbehörde eingereicht. Hornauer war bis 2002 schon einmal Bezirksamtsleiter in Altona. Nach seiner Wiederwahl in der Bezirksversammlung wurde er von dem damaligen Justizsenator Roger Kusch (damals CDU) dennoch nicht berufen - was zu reichlich politischem Streit geführt hatte. Der seinerzeit CDU-geführte Senat hatte damals Hornauer ein "Dienstvergehen" vorgeworfen. Er habe sich in ein Grundstücksgeschäft eingeschaltet, an dem seine Lebensgefährtin beteiligt gewesen sei, so lautete der Vorwurf, der vielfach aber auch als politischer Schachzug gewertet wurde, um den SPD-Mann aus dem Amt zu hebeln. Der studierte Germanist und Theologe Hornauer ist heute Direktor der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern. Für eine Stellungnahme war er am Dienstag nicht zu erreichen.

Seine Kandidatur ist aber offensichtlich eine nicht mit den Sozialdemokraten in Altona abgesprochene Aktion. Zumal bekannt ist, dass sich auch der SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung, Thomas Adrian, beworben hat. "Wir sind ziemlich überrascht", sagt die SPD-Kreisvorsitzende Melanie Schlotzhauer auf Anfrage des Abendblatts.

Finanzbehörde und der Bezirk haben die Stelle des Verwaltungschefs neu ausgeschrieben, weil der bisherige Amtsinhaber Jürgen Warmke-Rose (parteilos) nicht wieder kandidieren wollte. Bezirksamtsleiter in Hamburg gelten als politische Wahlbeamte, die für sechs Jahre von den jeweiligen Mehrheiten in den Bezirksversammlungen gewählt werden. Berufen werden sie allerdings vom Senat. Die Bewerbungsfrist lief am vergangenen Freitag aus. 19 Bewerbungen waren dazu eingegangen. Am Montag war dann eine Auswahlkommission erstmals zusammengekommen. Rund ein Dutzend Bewerber sind nach Abendblatt-Informationen zunächst in die engere Auswahl gekommen. Darunter sind auch sechs Frauen. Offiziell bestätigt werden diese Zahlen und auch Namen allerdings nicht, die Teilnehmer der Kommission haben sich zur Verschwiegenheit verpflichten müssen. "Wir haben eine übersichtliche Zahl von Bewerbungen, erfreulich viele von Frauen - aber keinen Kandidaten, der heraussticht", sagt etwa CDU-Fraktionschef Uwe Szczesny.

Allerdings sickerten neben der Personalie Hornauer auch andere Details durch: So soll sich ein ehemaliger Bürgermeister aus Schleswig-Holstein unter den Bewerbern finden, genauso wie eine Bürgermeisterin aus Niedersachsen. Weitere in der Hamburger Politikszene bekannte Namen seien aber nicht dabei, hieß es.

Der Zeitplan bis zur tatsächlichen Wahl in der Bezirksversammlung am 23. Mai gilt als ziemlich eng. Wegen der Ferien wird es eine erste Vorstellungsrunde der Kandidaten wohl erst Ende März geben, anschließend Gespräche mit den Fraktionen in Altona. Zudem sollen Kandidaten der engeren Wahl auch noch in öffentlichen Runden vorgestellt werden.

Noch zeichnen sich für einzelne Bewerber allerdings keine Mehrheiten ab. Zwar bilden Grüne und SPD in Altona eine Mehrheitskoalition. Doch Grünen-Fraktionschefin Gesche Boehlich hatte zur Verärgerung des Koalitionspartners bereits erklärt, dass sie aktive Mandatsträger wie den SPD-Politiker Adrian für diesen Posten nicht wählen wolle.

Nachfolger von Uwe Hornauer wurde 2002 im Übrigen der FDP-Politiker Hinnerk Fock, der dann später von einer neuen Mehrheit in der Bezirksversammlung abgewählt wurde. Dafür wollte 2007 die damals neue schwarz-grüne Koalition in der Bezirksversammlung den ersten grünen Bezirksamtsleiter Hamburgs installieren. Doch der grüne Kandidat scheiterte am Widerstand in eigenen Reihen. So wurde der parteilose Jurist Jürgen Warmke-Rose gewählt. Und der ist inzwischen der einzige Hamburger Bezirksamtsleiter ohne SPD-Parteibuch.

Sollte nun bis Mai in Altona keine Mehrheit für einen Bewerber zustande kommen, könnte Warmke-Rose das Amt bis 2015 weiterführen - so jedenfalls wird spekuliert. Dann wird eine neue Bezirksversammlung gewählt - mit eventuell neuen Mehrheiten.