Die Umweltbehörde warnt vor der möglichen Erdgasförderung. ExxonMobil prüft derzeit Fracking-Verfahren in Bergedorf und Harburg.

Bergedorf. Die Pläne von ExxonMobil zur möglichen Erdgasförderung in Hamburg mithilfe des umstrittenen Frackings gehen weiter als bisher bekannt. Nicht nur im Bezirk Bergedorf, sondern auch in Harburg prüft der Energiekonzern derzeit die Förderung von Gas aus tiefen Gesteinsschichten. Das geht aus Unterlagen hervor, die dem Abendblatt vorliegen.

Beim sogenannten Hydraulic Fracturing wird eine giftige Flüssigkeit in den Boden gepresst, um feine Risse im Gestein zu erzeugen. Die Methode ermöglicht die Förderung großer, bisher nicht erreichbarer Gas- oder Ölreserven. Kritiker aber warnen vor einer Verseuchung des Grundwassers und vor unkalkulierbaren Bodenbewegungen.

Dass Exxon auf Bergedorfer Gebiet eine sogenannte Aufsuchungsgenehmigung bekommen hat, hatte das Abendblatt bereits vor Weihnachten berichtet. Nun aber räumt der Senat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator ein: "Die Erlaubnis überdeckt im Wesentlichen den südöstlichen Teil Vierlande, reicht nach Westen auch in den Bezirk Harburg hinein und erstreckt sich über eine Fläche von 150.584.100 Quadratmetern." Über die Frage, was Exxon konkret beantragt habe, schweigt sich der Senat aus. "Die Antragsunterlagen werden vom Unternehmen weitgehend als vertraulich und als Betriebsgeheimnis deklariert und stehen zur Veröffentlichung deshalb nicht zur Verfügung", so die Antwort.

Der Bloggerin Carin Schomann aus den Vierlanden (www.vierlaender.de) ist es dagegen gelungen, mit Anfragen über das neue Transparenzgesetz zumindest an Teile der Antragsunterlagen zu kommen. Allerdings hat Exxon in einem Brief vom 25. Januar 2013, der auch dem Abendblatt vorliegt, darauf bestanden, weite Strecken seines Antrags auf die "bergrechtliche Erlaubnis Vierlande" vor der Veröffentlichung zu schwärzen. Begründet wird dies mit Betriebsgeheimnissen. In der Folge hat die zuständige Wirtschaftsbehörde das gesamte, auf drei Jahre angelegte "Explorationsprogramm" für die Vierlande unkenntlich gemacht.

"Die kritiklose Übernahme von Schwärzungen durch die Behörde ist problematisch", sagt der Bergedorfer Bürgerschaftsabgeordnete Gladiator. "Dass ich auf meine Anfrage noch weniger Informationen bekomme, ist ein Unding." Der Senat komme seiner Informationspflicht gegenüber den Bürgern nicht nach, so Gladiator.

Die Wirtschaftsbehörde verweist zwar darauf, dass mit der jetzt erteilten Genehmigung noch keine Bohrungen und also auch kein Fracking verbunden seien. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) aber teilte mit: "Nach der Identifikation von Arealen mit hohem Kohlenwasserstoff-Potenzial (...) soll je nach Ergebnislage am Ende die Planung und Vorbereitung einer Explorationsbohrung stehen."

Die BSU hatte sich bereits im August vergangenen Jahres klar gegen das Exxon-Vorhaben gestellt - und wollte sogar die nun genehmigte Prüfung der Vorkommen verhindern. "Der Aufsuchungsantrag betrifft (...) ökologisch sensible Naturschutzgebiete", heißt es in einer Stellungnahme.

Zudem bestehe "die Besorgnis, dass bei zukünftigen Explorationstätigkeiten (...) der Schutz der für die Trinkwassergewinnung genutzten Grundwasservorkommen nicht dauerhaft gewährleistet werden kann".