Griechenland als Reiseziel in der Gunst der Deutschen stark zurückgefallen. Kreuzfahrt auf Luxusliner bleibt der größte Urlaubstraum.

Hamburg. Die Tourismuswirtschaft darf auf ein weiteres gutes Jahr hoffen. "Die Reiselust der Bundesbürger bleibt auch 2013 ungebrochen und die Branche kann sich erneut auf leichte Zugewinne einstellen", sagte Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, bei der Präsentation der jüngsten Tourismusanalyse in Hamburg. Jeder dritte Deutsche sei sich schon jetzt sicher, in diesem Jahr zu verreisen, ein weiteres Zehntel der Bevölkerung plane sogar zwei oder mehr Trips.

Damit dürfte nach Einschätzung von Reinhardt der Anteil der Bundesbürger, die in den Urlaub fahren, weiter leicht zunehmen. Im vergangenen Jahr ist dieser Anteil von 53 auf 54 Prozent gestiegen. Aus der repräsentativen Umfrage unter 4000 Personen geht außerdem hervor, dass sich der Trend zum Inlandstourismus fortsetzt. "Statt 'Ferne und Wärme' heißt es in diesem Jahr 'Nähe und Natur'", so der Experte. Von insgesamt 100 Reisenden wählten 2012 bereits mehr als 37 Prozent ein Ziel zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen für ihren Haupturlaub. Dabei lagen Bayern und die Ostsee mit je 8,6 Prozent gleichauf, gefolgt von der Nordsee mit 5,6 Prozent. Im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Bayern zeigen die Ferienregionen an der Ostsee allerdings steigende Tendenz, wobei wiederum Mecklenburg-Vorpommern stärker gefragt ist als Schleswig-Holstein.

Im Hinblick auf die Präferenzen spiele das Alter ebenso wie die Lebenssituation eine große Rolle, erklärte Reinhardt: "Ältere Menschen zieht es in die Berge, Familien an die See." Angesichts des demografischen Trends werde sich die Branche generell noch viel besser auf die neuen Gegebenheiten einstellen müssen: "Mittlerweile verreisen nicht mehr nur viele der 50- bis 64-Jährigen, sondern es packt sogar jeder dritte über 75-Jährige wenigstens einmal pro Jahr seine Koffer." Davon könne unter anderem Österreich als Reiseland profitieren.

Unter den ausländischen Urlaubsdestinationen liegt jedoch Spanien in der Gunst der Deutschen weiter mit Abstand vorn; zwölf von 100 Bundesbürgern wählten im vergangenen Jahr Spanien als Ziel für ihren Haupturlaub. Dahinter rangieren Italien (8,7 Prozent) und die Türkei (6,9 Prozent). "Spanien ist besonders beliebt bei 18- bis 24-Jährigen, bei Singles und bei Großstädtern", sagte Reinhardt, "so haben Hamburger eine starke Affinität zu den Balearen." Doch seien alle spanischen Feriengebiete im Jahr 2012 verglichen mit anderen Urlaubsländern zurückgefallen, während Italien und die Türkei etwas aufholten. Auch Frankreich und Skandinavien verzeichneten steigende Besucherzahlen aus Deutschland.

In Griechenland dagegen setzte sich der Einbruch der Urlauberzahlen fort. Innerhalb von nur drei Jahren hat sich der Anteil deutscher Feriengäste, sowohl auf den griechischen Inseln als auch auf dem Festland, um die Hälfte reduziert; nur noch 1,7 Prozent der Bundesbürger verbrachten dort den Haupturlaub. Reinhardt führt dies auf das negative Image, ausgelöst durch die Demonstrationen in Athen, sowie auf das "Gefühl, als Deutscher womöglich nicht willkommen zu sein", zurück. Zudem habe die Türkei im Vergleich zu Griechenland zuletzt immer deutlicher beim Preis-Leistungs-Verhältnis punkten können.

Dabei haben sich Urlaubsreisen der Studie zufolge im Jahr 2012 spürbar verteuert. Sie kosteten demnach im Schnitt 1093 Euro pro Person, 2011 waren es 1012 Euro. Schon jetzt ist die Einkommenssituation entscheidend für das Reiseverhalten: Während 82 Prozent der "Besserverdienenden" mit einem Haushaltsnettoeinkommen oberhalb von 3500 Euro im vergangenen Jahr Urlaub machten, waren es nur 33 Prozent der Menschen mit einem Einkommen von bis zu 1500 Euro.

"Die Spaltung der Gesellschaft in Mobile und Immobile verschärft sich", sagte Reinhardt. Nichts geändert hat sich an der Traumvorstellung der Deutschen vom Urlaub: Die Kreuzfahrt auf einem Luxusliner rangiert weiter vor dem Faulenzen auf einer Südseeinsel. Nicht nur aufgrund der Demografie mit einem steigenden Anteil älterer Menschen könne sich die Kreuzfahrtbranche auf einen anhaltenden Boom einstellen, erwartet Reinhardt. Ihr sei es auch gelungen, für weitere Bevölkerungsgruppen attraktiv zu werden.