Noch bis Sonntag laufen die Autotage Hamburg. 20 Marken präsentieren sich auf 8000 Quadratmetern. Am Premierentag waren Besucher begeistert.

Hamburg. Im Ledersitz eines Porsche 911 Carrera ist es dann doch etwas bequemer als auf der Schulbank. Schon wegen des schicken Armaturenbretts vor der Nase und der ganzen Technik. Das alles wirkt faszinierend. "Klar würde ich mir diesen Wagen sofort kaufen, wenn ich das Geld hätte", sagt Sonja Bartmeier, als sie die Tür der mehr als 130.000 Euro teuren Luxuskarosse öffnet und das Probesitzen beendet. Die 16-Jährige von der Realschule Wentorf zählte mit ihren Klassenkameraden am Mittwochmorgen zu den ersten Besuchern der Autotage Hamburg, der ersten regionalen Automobilmesse der Hansestadt, die das Hamburger Abendblatt noch bis kommenden Sonntag in den Messehallen präsentiert.

Dort zeigen 20 Marken auf 8000 Quadratmetern in den Hallen B 1 bis B 4 im ersten Obergeschoss Dutzende Modelle - vom kleinen Elektroauto bis zur Oberklasse mit reichlich Pferdestärken unter der Haube. Klar, dass es für Sonja und ihre Freunde, die allesamt den Wahlpflichtkurs "Rund ums Auto" belegen, viel zu bestaunen gab. Weil sie noch nicht 18 Jahre alt sind, durften die Zehntklässler aber leider nicht Probe fahren.

Andere Besucher dafür schon. Denn auf der Messe geht alles ganz schnell und unkompliziert. Kati Kruse-Petersen, 36, und ihr Mann Helge Petersen, 41, waren von Konzept und Service begeistert: Auto angucken, Schlüssel beim Informationsschalter anfordern, kurz ein paar Formalitäten, wie das Vorzeigen des Führerscheins, erledigen - und keine zehn Minuten später ging es für das Paar samt einer Begleitperson im Dacia Lodgy rund um das Gelände.

Dabei kamen die Kaltenkirchener eher per Zufall auf die Automesse. "Eigentlich besuchen wir die parallel laufende Reisemesse. Da unser acht Jahre alter Renault mit 220.000 Kilometern auf dem Tacho aber kaputt ist und wir derzeit nicht wissen, ob sich eine Reparatur noch lohnt, haben wir die Möglichkeit genutzt, uns einmal verschiedene Autos anzuschauen. Und wenn man dann auch noch so schnell testen kann, ist das natürlich optimal", sagt die Postzustellerin.

Nur gut, wenn der fahrbare Untersatz dann auch noch alle Anforderungen erfüllt. Platz für Fahrräder und Campingausrüstung sei vorhanden, "und das Fahrgefühl war echt in Ordnung", so Petersen. Jetzt wird zu Hause in den kommenden Tagen erst einmal penibel gerechnet. Und wer weiß, womöglich geht es schon im Sommer mit dem neuen Wagen in die Alpen.

Und welche Autos waren am ersten Tag besonders gefragt? Hybrid- und Elektroautos jedenfalls nicht. "Natürlich achten die Menschen heutzutage extrem auf den Verbrauch", sagt Lars Siewert von Hugo Pfohe in Norderstedt, "aber dass die Kunden gezielt und vermehrt auf alternative Antriebe blicken, kann ich nicht bestätigen." Vielmehr erkundigen sich bei Pfohe immer mehr Menschen ab Mitte 40 nach einem Automatikgetriebe.

Holger Stöckel, Gebietsleiter Norddeutschland von Mitsubishi, hat bemerkt, dass vor allem "die Generation 50+ sehr aufgeschlossen" gegenüber alternativen Antrieben ist, "allerdings müssen die Vorzüge besser kommuniziert werden. Das heißt: Wie und wo lade ich E-Autos auf? Und was kostet das im Vergleich zum Tanken mit Benzin? "Da gibt es, auch bei den Herstellern, noch viel Nachholbedarf", sagt der Autoexperte. Um Kunden Orientierung zu verschaffen, haben die Hamburger Händler an ihrem Stand eine Ladestation für den E-Kleinstwagen I-Miev (25.000 Euro) aufgebaut. Um den leeren Akku zu 80 Prozent aufzuladen, benötigt das Gerät 30 Minuten. Eine weitere halbe Stunde verstreicht, ehe die Batterie voll ist. Trotz dieser hilfreichen Veranschaulichung hatten sich im Laufe des Vormittags erst drei Personen näher erkundigt.

Laut Stöckel wird sich das demnächst ändern. "Die Preise schrecken auf den ersten Blick ab. In zwei bis drei Jahren werden wir unter die 20.000-Euro-Marke für Neuwagen kommen, dann steigt das Interesse automatisch."

Dass aber nicht nur der Anschaffungspreis ein entscheidendes Kaufkriterium ist, bestätigten viele Besucher der Autotage Hamburg. Bernd Michallik, 58, schaute sich mehrere SUV-Modelle an, "weil das Einsteigen bei diesen Fahrzeugen sehr bequem ist. Zuerst gucke ich jedoch auf den Verbrauch. Bei 22.000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr kann sich der in der Anschaffung etwas teurere Pkw im Nachhinein als günstiger erweisen", sagt der Pensionär. Genauso wie Michallik rechnen viele, denn der Wandel Richtung Effizienz ist unumkehrbar. Was bleibt, und das zeigte das Interesse am Premierentag der Messe, ist die Lust am Fahren.