Abriss von Gründerzeithäusern in Altona sorgt für Filz-Vorwurf gegen Bezirksfraktion. Auch moderiertes Gespräch konnte Wogen nicht glätten.

Hamburg. Es geht um Filzvorwürfe, Verleumdung und eine angebliche harsche Klageandrohung: Im Streit um Erhalt oder Abriss von zwei Gründerzeitgebäuden an der Breiten Straße in Altona sind die Grünen und die Initiative "Notgemeinschaft Breite Straße" offensichtlich heftig aneinandergeraten. Selbst ein moderiertes Gespräch konnte die Wogen nicht glätten. Die beiden Häuser Breite Straße 114 und 116 sollen nach jahrelangem Leerstand abgerissen und durch einen in der Architektur modernen Flachdachbau mit Wohnungen ersetzt werden.

Die ersten Studien dazu stammen von dem Büro Heyden und Hidde, Architekt Sven Hidde war für die GAL bis 2009 als baupolitischer Sprecher in der Altonaer Bezirkspolitik aktiv - was die Initiative dazu veranlasst hatte, auf einem Flugblatt die Frage nach möglichen Zusammenhängen zu stellen. "Hier filzt doch was!?", so lautet das provokante Zitat, das die Grünen derzeit ziemlich in Rage versetzt. Hintergrund: Im Planungsausschuss der Bezirksversammlung Altona hatten die Grünen dem Abriss zugestimmt - so wie die anderen Fraktionen bis auf die Linke auch. "Der Filzvorwurf ist geradezu lächerlich", sagt daher der Sprecher für Stadtentwicklung der Bezirksgrünen, Christian Trede. Mit nur zwei von zwölf Stimmen im Ausschuss habe die Fraktion "keinerlei entscheidende Relevanz". Ähnlich äußert sich auch Altonas Grünen-Fraktionschefin Gesche Boehlich. Die Grünen hätten in diesem Bauvorhaben "nichts zu verbergen". Boehlich: "Es kann nicht angehen, dass ein viele Jahre ehrenamtlich Tätiger nun mit einer Rufschädigung konfrontiert ist, nur weil der Ini nichts mehr einfällt."

Allerdings war der Initiative nach dem gescheiterten Friedensgespräch aber noch etwas anderes eingefallen. In einer Pressemitteilung heißt es nun, dass nach wie vor "dringender Aufklärungsbedarf" bestehe und vonseiten Hiddes ihnen während des Gesprächs sogar mit einer Verleumdungsklage gedroht worden sei.

Dem widersprechen nun die Grünen, schließen einen solchen Gang vor Gericht gegen die Initiative aber nicht so richtig aus: Von einer Klageandrohung seitens der Grünen sei "bisher" keine Rede, sagte Grünen-Kreisvorsitzende Gudrun Köhnke laut einer von den Grünen nun als Reaktion verschickten Pressemitteilung. Man fordere aber eine unumwundene öffentliche Zurücknahme der Vorwürfe, so heißt es dort weiter.

Der Streit um die Häuser hat eine lange Vorgeschichte. 2009 bereits hatte es eine erste Anfrage für das Projekt gegeben, die zunächst eine Sanierung des vorderen Teils des Gebäudeensembles vorsah. Nach Ablehnung des Denkmalschutzantrags durch die Kulturbehörde hieß es, eine Sanierung sei nicht mehr wirtschaftlich. Eine neue Anfrage sieht daher nun den Abriss vor, der im Oktober 2012 gebilligt wurde.