Die Hamburger Emil Deiss KG hat sich zum deutschen Marktführer für Abfallsäcke entwickelt. Das Unternehmen will weiter wachsen.

Hamburg. Mit seinen Produkten kann Martin Klostermann bei seinen Gesprächspartnern nicht viel Eindruck machen. Doch daran hat sich der Geschäftsführer der Emil Deiss KG in Hamburg längst gewöhnt. Denn er weiß, dass man damit sehr gut wachsen kann und das Produkt - entgegen der Vorstellung der meisten - eine technische Herausforderung ist und auch Raum für Innovationen lässt.

Wenn Klostermann vom wichtigsten Produkt des Unternehmens spricht, ist der Smalltalk schnell beendet: "Wir sind Marktführer für Abfallsäcke in Deutschland und Österreich", sagt Klostermann als einer von drei Geschäftsführern. Dabei benötigen nicht nur Gebäudereiniger, Küchen, Hotels, Schiffe oder Autobahnmeistereien seine Abfallsäcke. Auch in vielen Haushalten sind die Produkte der zur Unternehmensgruppe zählenden Firma Fipp Handelsmarken GmbH + Co. KG präsent: Müllbeutel, Biomüllbeutel und Abfallsäcke, Frischhaltefolie oder Gefrierbeutel, um nur einige zu nennen. Die Handelsketten bieten die Erzeugnisse unter ihren Handelsmarken an, bei der Drogeriekette Rossmann zum Beispiel unter der Marke Rubin. Auch Aldi hat die Produkte im Sortiment.

Die Emil Deiss KG ist einer der Marktführer, die kaum jemand kennt. Für die in der Argent Holding zusammengeschlossenen Firmen arbeiten 102 Mitarbeiter, davon 74 in Hamburg. Neben Deiss und Fipp gehören dazu noch Berasit und Goldpack. Berasit beschriftet Seekisten, und Goldpack liefert Bau- und Malerfolien für das Handwerk. "In den vergangenen Jahren sind wir alle fünf Jahre um 40 Prozent gewachsen", sagt Klostermann. "Das ist auch für die Zukunft unser Ziel. Natürlich werden wir auch das Personal wie zuvor entsprechend aufstocken." Der Umsatz beläuft sich auf rund 120 Millionen Euro in der Holding.

Alles begann 1931 in Hamburg, als das Unternehmen damals mit der Fertigung von Jutesäcken für Rohkaffee, Kakaobohnen und Gewürzen begann. Erst Anfang der 1970er-Jahre spezialisierte sich die Firma auf Müllsäcke und Müllbeutel aus Polyethylen. So konnten auch neue Kunden in Krankenhäusern und bei Gebäudereinigern gewonnen werden. "Vom Norden aus haben wir schrittweise den gesamten deutschen Markt abgedeckt", sagt Klostermann.

Produziert wird aber nicht in Hamburg. Hier ist Verwaltung, Vertrieb und Lager konzentriert. "Unsere Produkte werden von anderen Unternehmen nach unseren eigenen Vorgaben produziert. Dabei können wir wie ein Hersteller agieren", sagt Klostermann. "25 bis 30 Prozent des Sortiments werden aus Übersee importiert, der Rest wird in Deutschland und anderen europäischen Ländern hergestellt."

6000 verschiedene Artikel sind im Angebot. Häufig beziehen sich die Unterschiede nur auf Farbe, Materialstärke und Größe der Abfallsäcke, Müllbeutel und der anderen Produkte. Denn in den einzelnen Ländern gibt es verschiedene Anforderungen, und auch der Trend zur Mülltrennung erfordert unterschiedliche Farben. Dennoch gibt es ein Produkt, das alle anderen schlägt. "Der blaue 120 Liter Abfallsack ist mit über 100 Millionen Stück pro Jahr das meistverkaufte Produkt in diesem Bereich", sagt Klostermann. "Insgesamt verlassen jährlich Milliarden von Abfallsäcken und Müllbeuteln unser Unternehmen."

Ein Teil der Abfallsäcke wird aus Recyclingmaterial hergestellt. Darüber hinaus setzt Deiss auf den modernen Werkstoff der kompostierbaren Biofolie aus Mais- oder Kartoffelstärke. Ein weiterer Weg, um die Ressourcen zu schonen, ist, die Stärke des Materials zu reduzieren, ohne dass die Reißfestigkeit reduziert wird. Deiss interessiert sich auch für den Abfall seiner Kunden, analysiert ihn, um ihnen dann die richtigen Abfallsäcke verkaufen zu können. Das ist jetzt für die Kunden auch per App möglich. Durch Eingabe weniger Faktoren zum Abfall, kann der richtige Abfallsack ermittelt und anschließend gleich bestellt werden.

Auch bei den Produkten für Endverbraucher setzt das Unternehmen auf Innovationen. Neu ist der Müllbeutel mit Vanilleduft, der beim Öffnen des Abfalleimers unangenehme Gerüche überlagern soll. Anfangs war Klostermann von dieser Neuerung gar nicht so überzeugt, doch im Einzelhandel kam sie gut an. "Die technische Herausforderung war, dass der Duft beim Anfassen des Müllbeutels nicht an den Fingern haften bleibt", sagt Klostermann. Auch die ersten Müllbeutel mit Tragegriff kamen von Fipp.

Mitunter schafft es auch ein Profiprodukt bis zu den Konsumenten wie die Einmalhandschuhe. Sie sind im Gegensatz zu Gummihandschuhen puder- und geruchsfrei und werden immer stärker von Haushalten nachgefragt. "Der gesamte Einzelhandel hat sie gelistet", freut sich Klostermann.

Erst 1999 begann mit der Gründung einer Niederlassung in Wien die Internationalisierung des Geschäfts. 2008 kam eine Niederlassung in Malmö hinzu, und seit 2009 ist Deiss auch in den Niederlanden und Belgien mit eigenständigen Gesellschaften vertreten. "Zu unseren Zielmärkten gehören Skandinavien und die Beneluxländer. Hier wollen wir weiter wachsen", sagt Klostermann.

Doch der Platz dafür wird in Hamburg knapp. "Wir suchen 50.000 Quadratmeter neue Fläche in Hamburg, um uns an einem Standort effektiver aufstellen zu können", sagt Klostermann. "Denn ein Teil unserer Produkte lagert bei einem Spediteur. Wir hätten Lager und Verwaltung gern an einem einzigen Ort konzentriert." Und als Hamburger Unternehmen will die Emil Deiss KG auch gern weiterhin in der Hansestadt bleiben.