Handelskette gibt die Filiale Große Bleichen Ende Januar 2014 auf. Der Standort leidet unter sinkenden Umsätzen. 22 Beschäftigte betroffen.

Hamburg. Die Krise der Buchhandelskette Thalia trifft nun auch Hamburg, die Stadt, in der das Unternehmen vor Jahrzehnten gegründet wurde. Thalia schließt mit der Filiale Große Bleichen einen der größten Standorte in Deutschland. "Das Geschäft wird zum 31. Januar 2014 aufgegeben", sagte Thalia-Sprecherin Mirjam Berle dem Abendblatt. Die Umsatzentwicklung der Buchhandlung sei seit längerer Zeit rückläufig gewesen. "Die Fläche der Buchhandlung mit rund 2000 Quadratmetern hat sich zudem langfristig als zu groß erwiesen, und eine sinnvolle Verkleinerung war nicht möglich", begründete Berle den Schritt, sich ganz von der Fläche zu trennen. Mit den betroffenen 22 Mitarbeitern würden aktuell Gespräche geführt, um bestmögliche Lösungen für alle zu finden. Entlassungen seien aber nicht auszuschließen.

"An dem für Thalia so bedeutenden Standort Hamburg eine Buchhandlung schließen zu müssen schmerzt uns sehr, und die Entscheidung ist uns außerordentlich schwergefallen", ergänzte Agnes Wieland, Vertriebsgeschäftsführerin bei Thalia. "Wir setzen nun alles daran, die Schließung so sozialverträglich wie möglich umzusetzen und die Tradition der Thalia-Buchhandlungen am Standort Hamburg nachhaltig fortzuführen." Mit den zehn weiteren Buchhandlungen wolle Thalia seine Präsenz in der Hansestadt aufrechterhalten.

Die Entscheidung trifft die Buchhandelskette in einer äußerst turbulenten Zeit. Der Markt befindet sich durch die wachsende Bedeutung des Internethandels stark im Umbruch, viele Geschäfte verkaufen Jahr für Jahr immer weniger Bücher.

Inzwischen bestellen die Deutschen fast jedes vierte Buch im Internet. Großer Gewinner ist Amazon: das amerikanische Internetversandhaus, das 1995 ins Netz ging, ist mittlerweile der größte Online-Buchhändler im deutschsprachigen Raum. Das bekommt die ganze Branche zu spüren, auch Marktführer Hugendubel muss umdenken.

Seit einigen Jahren gehört die Thalia-Kette zum Douglas-Konzern, der inzwischen mehrheitlich vom US-Investor Advent übernommen worden ist. Zugleich hatte Jürgen Könnecke, langjähriger Inhaber und Geschäftsführer des einstigen Familienunternehmens vor einiger Zeit seine verbliebenen Anteile an Thalia verkauft. Der Vater des Hamburgers hatte die Thalia-Buchhandlung im Thalia Theater 1931 gekauft, später trat der Sohn dann in seine Fußstapfen.

Wegen der Branchenflaute hatte Thalia im vergangenen Frühjahr angekündigt, rund 15 der bundesweit insgesamt mehr als 300 Filialen schließen zu wollen. Allein in Nordrhein-Westfalen sind mehr als eine Handvoll Standorte betroffen, auch in Berlin und Sachsen stehen Geschäfte vor dem Aus.

In einigen Läden versucht Thalia zugleich, mit einem veränderten Angebot die Verkäufe anzukurbeln. So präsentiert das Unternehmen in drei der zwölf Läden in der Hansestadt neue Lifestyle-Welten. Dabei soll das Sortiment in den Filialen im Tibarg-Center, im Harburger Phoenix-Center und im Quarree Wandsbek neu gebündelt werden, etwa zu den Themen Kochen & Genießen, Schöner Lesen oder Kind & Familie.

Der Versuch, die Flächen nicht nur mit Büchern, sondern mit anderen Waren auszulasten, ist der Entwicklung in der gesamten Branche geschuldet: Der Umsatz ist im vergangenen Jahr um ein Prozent gesunken und gab damit im zweiten Jahr in Folge nach, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jetzt mitteilte. Im traditionellen stationären Buchhandel lag das Minus sogar bei 3,7 Prozent. Der Marktanteil der Belletristik, also etwa Romane und Krimis, erreichte mit 38,5 Prozent einen Zehn-Jahres-Höchststand. Wesentlich zu der Popularität beigetragen hat die Softporno-Reihe der "Shades of Grey". Die Fantasien der britischen Autorin E. L. James haben auf den Bestsellerlisten die zuvor so beliebten Vampir-Romane abgelöst. Während der Umsatz mit der Belletristik insgesamt um 0,8 Prozent zulegte, gab es deutliche Einbußen bei Fachbüchern. Gerade Fachliteratur wird von Studenten und Wissenschaftlern heute immer häufiger über das Internet bezogen. Ein Bereich, den Thalia an vielen Standorten ohnehin schon reduziert hat.