Ein Kommentar von Achim Leoni

Das Viertelfinale gegen Spanien ist mit Abstand das leichteste für die deutschen Handballer bei der Weltmeisterschaft. Was haben sie in diesem Spiel gegen den Turniergastgeber, gegen 11.000 Zuschauer und womöglich auch zwei Schiedsrichter schon zu verlieren? Vielmehr können sie zu bester Sendezeit ein Millionenpublikum vor den Fernsehern wieder für sich und ihren Sport gewinnen. Dann nämlich, wenn sie es ähnlich beherzt angehen wie in der Vorrunde gegen Olympiasieger Frankreich.

Die Liebe der Deutschen zu ihrem Sport war seit dem rauschenden WM-Sieg 2007 ein wenig abgekühlt. Daran vermochten auch die Bundesligavereine nichts zu ändern, obwohl die seither ihre erfolgreichste Ära in der Geschichte des Europapokals erleben. Der THW Kiel gewann 2012 alle Titel und schloss die Saison mit einmaligen 68:0 Punkten ab. Trotzdem fiel bei der Wahl von Deutschlands Mannschaft des Jahres nur Platz fünf ab.

Man darf das beklagen. Aber die Handballer haben sich damit zu arrangieren, dass sich nur bei großen Turnieren ihr Schaufenster öffnet. Umso wertvoller ist es, dass die Nationalmannschaft bei dieser WM das Krankenbett verlassen hat. Zur Genesung haben junge Spieler beigetragen, die oft nicht einmal in ihren Vereinen eine Hauptrolle einnehmen. Nach den Etablierten, die es vorzogen, zu Hause zu bleiben, wird so schnell niemand mehr fragen. Und auch Bundestrainer Martin Heuberger muss sich den Vergleich mit seinem Vorgänger Heiner Brand nicht mehr gefallen lassen. Er wurde für seinen Mut belohnt.