Fast schon drei Monate dauert der Streik beim Hamburger Verpackungshersteller Neupack. Suche nach Einigungsmöglichkeiten.

Hamburg. Nach dem brutalen Zwischenfall im Werk Rotenburg/Wümme des Hamburger Unternehmens Neupack will die Gewerkschaft IG BCE nun einen Schlichter einschalten. Fast schon drei Monate dauert der Streik bei dem Unternehmen, das sich weigert, mit der IG BCE einen Haustarifvertrag zu vereinbaren. Der Arbeitskampf ist inzwischen aus dem Ruder gelaufen, nachdem in der vergangenen Woche ein polnischer Streikbrecher in Rotenburg von Streikenden so brutal zusammengeschlagen wurde, dass er einen Schädelbruch erlitt. Daraufhin hat der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis seine Bereitschaft zu einem Spitzentreffen mit den Neupack-Eigentümern erklärt.

Nach fast drei Monaten Arbeitskampf bei dem Verpackungshersteller sei die Zeit gekommen, neue Wege zur Lösung des Konflikts zu gehen, sagte er beim Neujahrsempfang des norddeutschen Landesbezirks der Gewerkschaft in Hamburg. Vassiliadis hat nun eine angesehene Hamburger Persönlichkeit als Schlichter gewinnen können. Den Namen will ein IG-BCE-Sprecher aber nicht nennen.

Lars Krüger, einer der Geschäftsführer des Hamburger Familienunternehmens, wollte sich gestern noch nicht entscheiden, ob er das Angebot der Gewerkschaft annehmen wird. "Unser schwer verletzter Mitarbeiter wird frühestens Dienstag operiert. Wir haben uns entschlossen, diesen Moment abzuwarten und zu schauen, wie es ihm danach geht." Nach diesem Vorfall ist der Wille bei Neupack, sich neuen Gesprächen zu stellen, verflogen. Auch das polnische Generalkonsulat in Hamburg ist alarmiert. Vize-Konsulin Monika Lipinska-Kecelioglu ist am Freitag nach Rotenburg gefahren und hat das Opfer in der Klinik besucht. "Wir werten dies nicht als politisches Problem zwischen Deutschland und Polen. Aber wir machen uns Sorgen um unsere Landsleute", sagt der polnische Generalkonsul in Hamburg, Andrzey Osiak.

Nicht nur in Rotenburg/Wümme, sondern auch im Hamburger Werk in Stellingen ereignete sich in der vergangenen Woche ein Zwischenfall. Laut Neupack wurde nachts zum Schichtwechsel um 4.30 Uhr der Bus, der polnische Arbeiter zum Werk bringen sollte, von Streikenden eine Stunde lang blockiert. Die Gewerkschaft spricht von 20 Minuten. Es gab Personenüberprüfungen und Platzverweise.

Neupack hat im Dezember - wohl auch wegen der Erfahrungen mit dem Streik - seinen Beschäftigten ein Lohnniveau angeboten, das bei 8,80 Euro die Stunde bei einer geplanten 38-Stundenwoche beginnt, das sind 30 Cent mehr als beim vorigen Angebot. Zudem würden Überstunden- und Nachtzuschläge in Hamburg und Rotenburg/ Wümme einheitlich auf 25 Prozent des Stundenlohns vereinheitlicht. Das jährliche Urlaubsgeld wird demnach von bisher 240 beziehungsweise 360 auf 420 Euro brutto für Packer und Betriebshelfer erhöht und von 420 auf 600 Euro für Maschinenführer und Werkstattmitarbeiter. Laut Neupack könnten die Mitarbeiter durch die Einführung eines neuen Mehrschichtsystems 2,5 bis fünf Prozent mehr Lohn erhalten. Mit diesem Angebot seien auch die Forderungen der Gewerkschaft erfüllt. Das sieht die IG BCE anders.