Die Schulleiter warnen vor dem neuerlichen Eingriff in die Schulstruktur. Sie sehen in der neunjährigen Stadtteilschule die Alternative.

Hamburg. Die Schulleiter der Gymnasien haben sich klar gegen die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) ausgesprochen. Eindringlich warnt der Vorstand der Vereinigung der Leiter Hamburger Gymnasien und Studienseminare (VHGS) vor dem neuerlichen Eingriff in die Schulstruktur. "Wer jetzt die Einführung des neunjährigen Gymnasiums will, riskiert den Zusammenbruch einer endlich gefundenen verlässlichen Schulstruktur und damit den Schulfrieden in Hamburg", heißt es in einer VHGS-Erklärung.

Wie berichtet, hat eine Elterninitiative eine Petition mit dem Ziel gestartet, an den Gymnasien zum Abitur nach 13 Jahren zurückzukehren - möglichst soll es an den einzelnen Standorten eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 ("Turbo-Abi") und G9 geben. Am Donnerstag hatten rund 2400 Frauen und Männer die Petition unterschrieben.

Der um ein Jahr verkürzte Weg zum Abitur am Gymnasium war 2002 vom damaligen CDU-Schill-FDP-Senat eingeführt worden. Die ersten "Turbo-Abiturienten" verließen 2010 die Gymnasien. Daneben gibt es als zweite Säule des Schulsystems die Stadtteilschulen, die weiterhin nach 13 Jahren zum Abitur führen.

"Damit haben die Hamburger Eltern endlich ein verlässliches System mit Wahlfreiheit, sodass fruchtlose und nie enden wollende Auseinandersetzungen um die Königswege zur Bildung überflüssig geworden sind", schreibt der VHGS-Vorstand. Die Schulen könnten sich endlich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren: die Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität. Nach einem "krisenhaften Hin und Her" in der Schulpolitik während der vergangenen Jahre würde mit einem neuerlichen Umsteuern "eine tiefe Verunsicherung der Eltern-, Schüler- und Lehrerschaft" riskiert.

Die Gymnasien haben nach Ansicht des VHGS erhebliche Anstrengungen unternommen, um den G8-Bildungsgang so zu gestalten, dass erkennbar leistungsstarke Schüler angemessen gefördert werden. "Hierbei ist noch manches verbesserungsfähig", schreiben die Schulleiter. Der Schultag sei durch häufige Doppelstunden und das Angebot von Mittagessen neu rhythmisiert worden. "Wer die Mehrbelastungen an den Gymnasien bis zum Abitur für sein Kind nicht wünscht, kann schon heute sein Kind an der Stadtteilschule anmelden", heißt es in der Erklärung.

Aus Sicht der Gymnasialleiter würde die Rückkehr zu G9 am Gymnasium oder auch nur eine Aufweichung von G8 "zu einer auch für die Gymnasien höchst problematischen Schwächung der Stadtteilschule führen, die ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal verlöre". Mehr Eltern würden ihr Kind auf einem Gymnasium anmelden. Das Nebeneinander von acht- und neunjährigen Gymnasien würde zu einem "Zweiklassensystem" führen, wobei die G9-Gymnasien große Schwierigkeiten hätten, sich von den Stadtteilschulen zu unterscheiden.