Gymnasien und Stadtteilschulen stehen im Wettbewerb

Heimfeld/Marmstorf . Es ist nicht so, dass die Malyskas nicht auch sonst oft über Schule sprechen würden. Aber im Moment ist es so ziemlich das wichtigste Thema bei der Familie aus Langenbek. Bei Sohn Yanek steht im Sommer der Wechsel auf eine weiterführende Schule an. "Es ist sehr schwierig, sich zu entscheiden. Schließlich bestimmt das sein späteres Leben", sagt seine Mutter Melanie Malyska und seufzt ein bisschen. Der Neunjährige ist ihr einziges Kind. "Wir wollen natürlich die richtige Wahl treffen." Und sie sind damit nicht allein. Auch bei den Eltern in Yaneks Grundschulklasse in Marmstorf drehen sich fast alle Gespräche darum. "Alle sind verunsichert", sagt Peter Malyska. "Jeder fragt jeden. Und alle haben andere Informationen."

Stadtteilschule oder Gymnasium? Gibt es einen musischen Schwerpunkt? Wie ist die Nachmittagsbetreuung geregelt? Das sind einige der Fragen, mit denen die Malyskas sich gerade beschäftigen. Um sich ein eigenes Bild zu machen, haben sie sich auf den Internet-Seiten der Schulen informiert und sind bei den ersten Infoabenden gewesen. Und sie waren auf einem der zwölf sogenannten Marktplätze, auf denen sich die weiterführenden Schulen einer Region ähnlich wie auf einer Messe vorstellen. "Das ist eine gute Sache", sagt Melanie Malyska, die einen ganzen Stapel Broschüren und Werbemappen zusammengesammelt hat. "Da kann man schon mal eine Vorauswahl treffen, welche Tage der offenen Tür man besuchen will."

Das Friedrich-Ebert-Gymnasium präsentiert sich mit Homepage über den Beamer und Gummibärchen an zwei Stehtischen. "Die Eltern haben zum Teil sehr konkrete Fragen", sagt Schulleiter Volker Kuntze. Vor allem gehe es um die beiden Zweige des alteingesessenen Gymnasiums, mit Musikklassen und mathematisch-naturwissenschaftlichen. Aber auch Fragen über Schüleraustausche, das Kantinenessen oder das Alter des Kollegiums würden gestellt, sagt Koordinatorin Heike Zander-Hagemann. "Ich habe den Eindruck, dass die Entscheidung für eine Schule heute viel wichtiger genommen wird als früher."

Thorsten und Angelique Stegmann aus Hausbruch haben sich eine Checkliste mit sechs Fragen und diversen Unterpunkten zusammengestellt, auf die sie die einzelnen Schulen abklopfen. Wie ist die Quote der Abiturienten an der Stadtteilschule? Wurde der Bericht der Schulinspektion veröffentlicht? Welche Kooperationspartner gewährleisten die Ganztagsbetreuung? "Es geht uns darum, das Konzept der Schule kennenzulernen", sagen sie. Wichtig seien auch Gespräche mit anderen Eltern, sagt Stefanie Masur aus Marmstorf. Denn, so Sören Delfs aus Heimfeld, die Schulen präsentierten sich sehr professionell. "Es ist nicht immer leicht, dahinterzugucken."

13 Schulen aus dem Süderelbebereich beteiligen sich an dem Marktplatz - und es ist deutlich, dass sie sich in Konkurrenz befinden. "Elf Monate im Jahr kooperieren wir, aber jetzt sind wir im Wettbewerb um die Schüler", sagt die Schulleiterin der Stadtteilschule Finkenwerder, Antje Bernhardi. Am Stand der Lessing-Stadtteilschule ist eine der am häufigsten gestellten Fragen: "Was macht sie besonders." Steph Dekker, Abteilungsleiterin für die Klassen 5 bis 7, hat auch gleich eine Antwort. "Bei uns gibt es keine Schubladen. Alle Kinder lernen gemeinsam." In diesem Jahr, so ihre Beobachtung, würden Stadtteilschulen erstmals nicht mehr als zweite Wahl wahrgenommen. "Es gibt weniger Vorbehalte bei den Eltern."

Auch die Malykas aus Langenbek können sich beide Schulformen für ihren Sohn vorstellen. Noch sei nicht klar, welche Empfehlungen er mit dem Halbjahreszeugnis bekommen werde. "Wir informieren uns über die Abschlüsse, Schwerpunkte und Lerntempo", sagt Melanie Malyska. Wichtig seien aber auch Kriterien wie der Schulweg und dass die Schule nicht so groß ist. "Wir schauen uns auch die Menschen an, die die Schule repräsentieren", sagt Peter Malyska. Die Familie hat noch vier Termine für Tage der offenen Tür im Kalender. Darunter ist auch das Immanuel-Kant-Gymnasium in Sinstorf. Das ist im Augenblick Yaneks erste Wahl. "Ich kenne die Schule schon ganz gut", sagt der Viertklässler. Seit einem Jahr besucht er dort die Roboter-Arbeitsgemeinschaft" Außerdem hat die Familie selbst auf dem Gelände gewohnt. Peter Malyska war dort früher Hausmeister.