Eine starke Kandidatin für den Bundestag wäre ein Signal

Eigentlich müssten die Parteigranden der Hamburger CDU dankbar sein, dass eine Frau wie Petra Raßfeld-Wilske für die Union in den Bundestag will. Die 42 Jahre alte Juristin, die beruflich erfolgreich und zugleich Mutter von drei Jungen ist, kann eine für die Union zunehmend gefährlichere Lücke schließen: Nicht nur in Hamburg, aber gerade auch hier, wird die CDU vor allem als Männerpartei wahrgenommen. Und sie wird, vielleicht noch wichtiger, von vielen Wählern als eine Partei gesehen, die mit ihrem tradierten Familienbild die Sorgen vieler Menschen in den Ballungsräumen nicht mehr versteht.

Vermutlich wird die selbstbewusste, weil nicht vorab ausgekungelte Kandidatur Raßfeld-Wilskes von der eingespielten Männerrunde der Hanseaten-CDU jedoch vor allem als Störung empfunden. Es geht gerade in den harten Zeiten der Opposition in der Bürgerschaft mit wenigen lukrativen Posten bei der CDU mehr um die Sicherung von Pfründen und die Machtansprüche der großen Kreisverbände als allein um die Frage eines attraktiven Kandidatentableaus.

Der Hamburger Sprengel der CDU ist eine Partei im Umbruch. Nach den goldenen Jahren, als Ole von Beust die Partei im einst "roten" Hamburg mehrheitsfähig machte, sucht die CDU ihren Kurs. Wegen der Irrungen um die sechsjährige Primarschule, die die Union schließlich die Macht im Rathaus kostete, halten manche Parteistrategen die Zeit für eine konservative Wende für gekommen. Bei zwei symbolträchtigen Themen hat die Basis der fortschrittlichen Parteispitze um Landeschef Marcus Weinberg die Rote Karte gezeigt: Der Parteitag lehnte die Einführung einer parteiinternen Frauenquote ab und trat bei den Verträgen mit den muslimischen Verbänden kräftig auf die Bremse.

Doch dieser Weg, konsequent beschritten, führt die CDU sicher ins 20-Prozent-Getto. Von Beust hat gerade mit moderner Großstadtpolitik gepunktet: Er setzte zum Beispiel früh auf eine akzeptierende Drogenpolitik oder auf Integration hier lebender Muslime. Vor diesem Hintergrund wäre eine "moderne" Frau wie Raßfeld-Wilske das richtige Signal der Partei für die Bundestagswahl.