“Der Moment, in dem die Trennung ausgesprochen wird, ist fast immer ein Schock für die Kinder“, sagt ein Psychologe. Was er jetzt rät.

Hamburg. Es ist aus. Das Promi-Paar Sylvie und Rafael van der Vaart hat sich getrennt. Und zwischen all den Medienberichten, Gerüchten und Anschuldigungen steht ein kleiner Junge: Damian, sechs Jahre alt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden 2011 insgesamt 187.600 Ehen geschieden - knapp die Hälfte der Paare hatte Kinder unter 18 Jahren.

Finja Pawlik und Leonie Jörgensen haben vergangenes Jahr für das Abendblatt-Projekt "Schüler machen Zeitung" die Geschichte eines Trennungskindes aufgeschrieben: "Ich war elf Jahre alt. Meine Eltern redeten ständig, und Papa weinte, aber ich wusste nicht, warum. Dann, eines Abends, stürmte mein Bruder ins Wohnzimmer und rief: 'Mama, stimmt es, dass du Papa verlassen hast?' Diese Worte stellten meine gesamte kleine Welt auf den Kopf."

"Der Moment, in dem die Trennung ausgesprochen wird, ist fast immer ein Schock für die Kinder", sagt der promovierte Psychologe Gerd Romeike, 66. Er leitet den Kursus "Kinder im Blick" im Kinderschutzzentrum Hamburg, in dem Eltern, die sich trennen, den richtigen Umgang mit sich und den Kindern lernen sollen. Gerade jüngere Kinder hoffen bis zum Ende, dass sich alles wieder einrenkt. Sie können sich kaum vorstellen, dass das Leben anders sein könnte, als sie es kennen.

"Mama und ich gingen spazieren, und sie versuchte, mir alles zu erklären. 'Endlich weiß ich, wie man wirklich liebt.' An diesen Satz kann ich mich noch genau erinnern. Es war nicht leicht zu verstehen."

"Kinder können derart komplizierte zwischenmenschliche Dinge nicht durchschauen", sagt Romeike. "Deshalb ist es je nach Entwicklung erst bei Kindern von etwa zehn Jahren an sinnvoll, ihnen die Gefühlswelt zu erklären. Und selbst dann: Das Kind ist nicht dafür da, Verständnis zu haben. Seine Gefühle müssen akzeptiert werden."

"Ab da begann ein neues Leben für mich. Papa litt mehr unter der Trennung als alle anderen."

Wie die Zeit direkt nach der Trennung abläuft, hängt vom Fall ab. Einerseits müssen Kinder lernen, dass Trennungen zum Leben dazugehören, andererseits kann die Situation zu belastend sein. "Eltern sollten ihr Leid nicht zu sehr vor den Kindern zelebrieren", sagt Romeike. So kann es etwa ratsam sein, sie zu den Großeltern zu schicken, wenn der ehemalige Partner persönlich Stücke aus der Wohnung holt.

"Ich und meine Brüder vermissten Papa sehr, und mit Mamas neuem Freund kamen wir überhaupt nicht klar. Wir Kinder wollten Papa möglichst oft in seiner neuen Wohnung besuchen. Fast jeden Abend habe ich geweint."

Es dauert, bis der Alltag sich wieder einpendelt. Romeike rät, sich darüber Gedanken zu machen, was eine individuelle Lösung für jedes Kind ist. "Keine Angst", sagt der Psychologe, "es darf ruhig probiert werden, was am besten passt." Das Wichtigste: viel mit den Kindern reden und sie ernst nehmen.

Gerade neue Partner sind ein heikles Thema. Darauf müssen sich die Erwachsenen einstellen. Durch sogenannte Beziehungserfahrungen können die Kinder lernen, dass auch dieses neue Leben gut sein kann. Das braucht viel Geduld und Toleranz. Dabei ist nicht nur die Zeit wichtig, sondern auch, was in dieser Zeit passiert.

"Heute ist alles besser. Wir finden Mamas Freund inzwischen ganz nett, dennoch wünsche ich mir immer noch die alten Zeiten zurück."