Freitag will sich der Unternehmer mit Bürgermeister Ole von Beust und Senatorin Christa Goetsch zur Kompromisssuche treffen.

Der Unternehmer Michael Otto hält die schwarz-grüne Schulreform in ihrer derzeitigen Form für nicht durchsetzbar. "Wir müssen einen Kompromiss finden, den alle Beteiligten unterschreiben können", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des Otto-Konzerns dem Abendblatt in Stockholm. Otto, der auf Wunsch des Senats als Moderator im Streit um die Schulreform tätig werden soll, begleitet Bürgermeister Ole von Beust (CDU) auf der zweitägigen Delegationsreise in die schwedische Hauptstadt.

Ziel seiner Moderation sei es, so Otto, die besten Aspekte des Vorhabens herauszufinden. "Unvoreingenommen" wolle er nun in Einzelgesprächen die Positionen der Befürworter und Kritiker erfahren. Das Modell des sechsjährigen gemeinsamen Lernens halte er grundsätzlich jedoch für "einen der möglichen Wege".

Gegen die Einführung der sechsjährigen Primarschule hatte die Initiative "Wir wollen lernen" bei einem Volksbegehren 184 500 Unterschriften gesammelt. Aufgrund dieses Erfolgs der Reformgegner hatte sich der Senat zu einem Moderationsverfahren "mit allen gesellschaftlich relevanten Gruppen" einschließlich der Initiative entschlossen. Von Beust hatte erklärt, dass das Konzept des längeren gemeinsamen Lernens der Kern der Reform und nicht verhandelbar sei. "Über alles andere kann man reden", sagte der Bürgermeister.

Michael Otto hat mit Lehrern und Eltern in seinem Bekanntenkreis bereits gesprochen. "Um die Stimmung an der Basis zu ermitteln", sagte Otto. Zum aktuellen Zeitpunkt erscheine es jedoch kaum sinnvoll, einen runden Tisch einzurichten. "Jetzt würden die bestehenden Positionen nur wiederholt werden." Unter anderem hatte die SPD-Opposition einen solchen runden Tisch gefordert.

Auf Äußerungen der Volksinitiative, man ziehe direkte Gespräche mit der Bürgerschaft und dem Senat seiner Moderation vor, reagierte der Unternehmer gelassen. "Mir ist nicht bekannt, dass die Vertreter der Initiative nicht mit mir sprechen wollen, wäre dies aber der Fall, müsste ich das zur Kenntnis nehmen."

Der kommende Freitag dürfte zu einem entscheidenden Tag für die Zukunft der schwarz-grünen Schulreform werden. Dann wollen sich nach Informationen des Abendblatts Bürgermeister Ole von Beust, Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) und Michael Otto erstmals treffen, um das weitere Verfahren zu beraten. Einig sollen sich die drei schon jetzt darin sein, dass Otto zunächst mit Eltern-, Lehrer- und Schülerkammer, mit Handels- und Handwerkskammer sowie der Initiative und weiteren Gruppen einzeln spricht. Die Federführung des gesamten Verfahrens soll aber bei der Schulsenatorin liegen.

Dazu passt, dass Goetsch ihre einwöchige China-Reise (Start am Freitag) nun abgesagt hat. In Hamburgs Partnerstadt Shanghai wird Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) die Schulsenatorin vertreten, in Peking ist es Staatsrat Carsten Lüdemann, zuständig für auswärtige Angelegenheiten.

Ole von Beust habe ihn, so Otto in Stockholm, zur Moderation gebeten, per Telefonanruf. "Ich sehe mich in der Pflicht, das schulde ich der Stadt", sagte Otto. Die Wahl sei wohl auf ihn gefallen, weil er durch sein Engagement für das Hamburger Hauptschulmodell, in dem 70 Unternehmen für Ausbildungsplätze kooperieren, bereits Kontakte zu Hamburger Schulen habe. Mit der schwarz-grünen Reform habe er sich bisher jedoch "nur am Rande" beschäftigt und arbeite sich nun tiefer in die Thematik ein.