Was die ZoologischeSammlung einer Hamburger Lehrerin zu verdanken hat

Ohne die Exponate, die Hamburger Kaufleute, Kapitäne, Reeder, Expeditions- und Forschungsreisende aus fernen Ländern mitbrachten, wären die Sammlungen der Universität nicht zustande gekommen. Auf diese Weise entstand auch die Zoologische Sammlung, die viertgrößte in Deutschland. Deren Grundstock verdankt die Stadt der Initiative einer ungewöhnlichen Frau: Erna Mohr (1894-1968).

Die tierbegeisterte Hamburger Lehrerstochter, die selbst das Lehrerinnenseminar besuchte, wurde 1912 im Zoologischen Museum beim Zeichnen der Elefanten- und Hirschskelette "entdeckt" und zunächst als Zeichnerin für wissenschaftliche Abbildungen verpflichtet; ohne Honorar, nur gegen eine kleine Aufwandsentschädigung. Nach dem Lehrerinnenexamen arbeitete sie für die Abteilungen Fischereibiologie und Niedere Wirbeltiere, in deren Systematik sie sich enorm schnell einarbeitete. 20 Jahre lang war Erna Mohr vormittags in der Schule tätig, nachmittags im "Institut", wie sie in ihren Erinnerungen schrieb. In den Ferien sammelte Erna Mohr Fische und Krabben an Nord- und Ostsee, konservierte und untersuchte sie für das Zoologische Museum. Dessen Bestände dienten nicht nur der Forschung, etwa bei der Bestimmung und Beschreibung neuer Tierarten, sondern auch öffentlichen Schausammlungen, die Erna Mohr mit pädagogischem Blick neu ordnete.

Ein Studium konnte sie sich nicht leisten, das Lehrerinnenexamen war nicht einmal dem Abitur gleichgestellt. Daher bekam sie keine Festanstellung, trotz eigener Pionierleistungen, etwa der Altersbestimmung bei Knochenfischen. Erst ab 1934 übernahm sie die Abteilungen für niedere und höhere Wirbeltiere des Museums. Und nach den Bombenschäden des Krieges war der Wiederaufbau der Zoologischen Sammlung Erna Mohr zu verdanken.

Zeitlebens hielt sie selbst Tiere - vom Frosch bis zur Baumratte - und machte Verhaltensstudien. Sie veröffentlichte mehr als 400 wissenschaftliche Arbeiten, besuchte und beriet Zoos in ganz Deutschland, engagierte sich für den Schutz aussterbender Arten. Aber nicht Hamburg, sondern die Uni München verlieh Erna Mohr 1950 die Ehrendoktorwürde.