Innensenator Neumann erinnerte an den ermordeten Süleyman Tasköprü aus Bahrenfeld. Einweihung der Gedenksteine im engen Kreis.

Hamburg. Kurz bevor das Unheil über die Familie Tasköprü bricht, trinkt ein Streifenpolizist noch einen Kaffee in ihrem Geschäft. Es ist der 27. Juni 2001, kurz vor 11 Uhr. Dann gehen der Polizist und auch der Vater - und Süleyman Tasköprü ist allein im Lebensmittelladen der Familie in Bahrenfeld.

Als der Vater um 11.15 Uhr zurück in den Laden kommt, sieht er seinen Sohn tot am Boden, eine Blutlache um ihn herum. So recherchierten die Autoren Christian Fuchs und John Goetz in ihrem Buch "Die Zelle" die Ereignisse jenes Tages, an dem der rechtsterroristische Nationalsozialistische Untergrund (NSU) Süleyman Tasköprü mit Schüssen in den Kopf hinrichtete.

Mehr als zehn Jahre hat es nun gedauert, bis die mutmaßlichen Täter gefasst wurden. Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, bis an der Stelle, wo einst der Lebensmittelladen war, ein Gedenkstein an die Tat erinnert.

Im Beisein von Innensenator Michael Neumann (SPD) und acht Angehörigen der Familie weihte die Stadt nun zwei Gedenksteine in der Schützenstraße 39 ein. Es gab eine kurze Ansprache, ein kurzes Innehalten. So hätten es die Hinterbliebenen gewollt, sagt der Senat. Ein Gesteck aus Rosen und Lilien liegt an dem Ort, zur Eröffnung entzündete die Familie eine Kerze.

Auf den Steinen steht: "Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!" Dazu die Namen aller Ermordeten: Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kiliç, Mehmet Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik, Halit Yozgat, Michèle Kiesewetter. Der Steinmetz Bert Ulrich Beppler fertigte die Gedenksteine aus mendigem Basalt in seiner Werkstatt in Altona an. Sie sind schwarz, mit weißer Aufschrift.

Es sei Wunsch der Familie Tasköprü gewesen, dass die Einweihung der Gedenksteine nun im engen Kreis und ohne Teilnahme der Medien stattfand, sagte ein Senatssprecher. Die Stadt habe sich mehrfach mit den Angehörigen abgestimmt, um den Rahmen des Gedenkens festzulegen.

Im Fall des NSU haben vor allem Polizei und Verfassungsschutz versagt. Mehr als zehn Jahre führten falsche Verdächtigungen, Pannen, desolate Absprachen und viele Fehlinformationen der Sicherheitsbehörden dazu, dass die Opfer in die Nähe des Drogenmilieus oder innertürkischer Konflikte gestellt wurden.

Im Frühjahr 2013 soll nun der Prozess gegen Beate Zschäpe beginnen. Derzeit sitzt sie in Haft und schweigt zu den Vorwürfen gegen sie. Die beiden anderen Mitglieder der sogenannten Zwickauer Terrorzelle hatten sich 2011 selbst umgebracht.