Die Deutsche Post befördert in der Weihnachtszeit doppelt so viele Briefe und Pakete wie sonst. Einsendeschluss ist der 22. Dezember.

Hamburg. Der vollbärtige Mann, der im Postamt am Kaltenkirchener Platz mit zwei Paketen unterm Arm seit einer knappen Viertelstunde ansteht, nimmt die Situation mit Humor: "Als ich angefangen hab' zu warten, war ich noch glatt rasiert", sagt er. Ein paar der Umstehenden lachen. Wohl jeder der 14 Kunden vor ihm könnte jetzt eine "Horrorgeschichte" zu dem Thema beitragen, das unter Millionen Postkunden alle Jahre wieder für reichlich Gesprächsstoff sorgt: die langen Schlangen vor den Schaltern in den Postfilialen, unpünktlich oder gar nicht ausgelieferte Sendungen sowie die Tücken der Technik an den Packstationen.

"In der Adventszeit werden täglich mehr als sieben Millionen Pakete und Päckchen bundesweit transportiert. Diese Menge ist mehr als doppelt so hoch wie zu 'normalen' Zeiten", sagt Martin Grundler, Sprecher der Hamburger Postdirektion, und "das Aufkommen an Sendungen, die in der Vorweihnachtszeit aus der Filiale abgeholt werden, ist bisweilen sogar drei- bis viermal so hoch."

"Dies hängt mit dem veränderten Einkaufsverhalten der Menschen zusammen, die vermehrt Waren im Internet bestellen und die Päckchen dann in der Filiale abholen", sagt Iris Laduch-Reichelt aus der Postbank-Zentrale in Bonn. In Hamburg stünden hierfür rund 160 Filialen sowie 90 Packstationen zur Verfügung, wo Pakete und Päckchen ebenfalls eingeliefert und abgeholt werden können. Die technischen Schwierigkeiten, mit denen dieses zusätzliche Serviceangebot bei seiner Einführung behaftet war, seien inzwischen behoben.

Auch die Möglichkeit, bei Abwesenheit eine erneute Zustellung über das Internet zu beantragen, funktioniere inzwischen gut, sagt Martin Grundler: "Angesichts der zeitlichen Nähe zu Heiligabend und der Tatsache, dass zur Bearbeitung ein Werktag zwischen Auftrag und Zustellung benötigt wird, muss der Auftrag für den zweiten Zustellversuch am 24. Dezember spätestens am heutigen Freitag (21. Dezember) abgegeben werden."

Wer sichergehen will, dass sein Geschenk den Empfänger rechtzeitig zum Weihnachtsabend erreicht, dem rät er, die Sendung bis spätestens Sonnabendmittag, 22. Dezember, aufzugeben. "Pakete werden auch am 24. Dezember 2012 noch zugestellt. Und zusätzlich findet in diesem Jahr eine Sonderzustellung am Sonntag, den 23. Dezember, statt. Unsere Kunden müssen also damit rechnen, dass es auch am vierten Advent bei ihnen klingeln könnte..."

Obwohl die Post für die Adventszeit personell vorgesorgt habe - Teilzeitkräfte arbeiten vorübergehend Vollzeit, mehrere Tausend Aushilfen wurden eingestellt, und bis Weihnachten gilt in allen Finanzcentern eine Urlaubssperre - ließen sich einige zeitliche Unannehmlichkeiten nicht vermeiden: Es gibt Tageszeiten und Tage mit erhöhtem Kundenaufkommen. Dazu zählten an allen Wochentagen generell die Mittagszeit und der späte Nachmittag.

"Aber auch die Wochentage Montag, Freitag und Sonnabend sind deutlich stärker in der Kundenfrequenz als andere Tage", sagt Iris Laduch-Reichelt, die Postkunden empfiehlt, möglichst die Vormittage am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag zum Besuch des Postamtes zu nutzen - Tage, an denen das Kundenaufkommen nicht ganz so hoch sei.

Die Probe aufs Exempel machte das Abendblatt im Postamt Tibarg am Niendorfer Markt: "Kurz nach der Öffnung am Dienstagmorgen reichte die Schlange bis zu den Schließfächern", erzählt Elisabeth Wimmer, die in diesem Moment 20 Kunden vor sich zählte. Nur drei Schalter seien besetzt gewesen. "Die Mitarbeiter waren zwar freundlich, aber sie schaffen es nicht, des Andrangs Herr zu werden. Erst nach 30 Minuten war ich meine beiden Pakete los."

Ina Niessler dagegen gab am Dienstagabend in derselben Postfiliale um 19 Uhr zwei verschnürte Pakete auf: "Drei von fünf Schaltern waren besetzt, die Abfertigung war schnell. Als der Postmitarbeiter meine Pakete entgegennahm, empfahl er mir Klebeband zum Verschließen - das könne auf den Beförderungsbändern nicht so leicht einreißen. Aber dafür war es jetzt zu spät - ich wollte ja, dass meine Geschenke noch vor dem Fest ankommen. Daraufhin sagte er: 'Dann lege ich die Sendungen jetzt mal extra und werde sie nachher für Sie zukleben!'"

In der vermeintlichen Servicewüste Deutschland findet man also offenbar doch immer wieder eine Oase.