Das Generalkonsulat der Vereinigten Staaten an der Alster baut Personal ab. Auch über die Zukunft des Gebäudes wird spekuliert.

Rotherbaum. Das Außenministerium der Vereinigten Staaten ordnet seine diplomatischen Vertretungen neu. Auf der Liste der Einrichtungen, deren Nutzen überprüft wird, steht offenbar auch das Generalkonsulat in Hamburg. Der Grund sind Einsparungen im Etat des zuständigen US-Ministeriums.

In einer offiziellen Stellungnahme erklärte das Konsulat auf Anfrage am Dienstag kurz, dass es keine Schließungspläne gebe. Und auch Staatsrat Wolfgang Schmidt, Hamburgs Bevollmächtigter beim Bund, bei der Europäischen Union und für Auswärtige Angelegenheiten, konnte zumindest die größten Befürchtungen aus dem Weg räumen. "Das amerikanische Generalkonsulat in Hamburg wird nicht geschlossen", sagte er dem Abendblatt. Hamburg sei für die US-Regierung ein wichtiger Standort. "Das Generalkonsulat hat hier eine lange Tradition und wird auch künftig in der Stadt bleiben." Dennoch wird es nach den Informationen des Staatsrats zu finanziellen Einschnitten im Konsulat kommen: "Wie überall auf der Welt wird auch im US-Außenministerium gespart. Das ist bedauerlich, aber auch verständlich. Gut ist jedoch, dass der Standort Hamburg bleibt. Ebenso bleiben auch alle bisherigen Funktionen und Aufgaben des Generalkonsulats bestehen."

Hamburg hatte zuletzt eine Reihe ausländischer Generalkonsulate verloren. Ehemalige hauptamtlich geführte Konsulate werden inzwischen ehrenamtlich fortgeführt, Einschnitte im Service für die eigenen Landsleute inbegriffen. Ein solch tief greifender Schritt wird für das US-amerikanische Konsulat derzeit offenbar nicht diskutiert, dennoch sind auch im Stab von Generalkonsulin Inmi Kim Patterson Veränderungen geplant, beziehungsweise bereits passiert. So sollen die Zeitverträge von einer Reihe von Mitarbeitern nicht verlängert worden sein, zusätzlich soll ein weiterer Teil des diplomatischen Personals nach Berlin abgezogen werden.

Doch es könnte sein, dass der Personalabbau allein nicht reichen wird, um die Sparvorgaben zu erbringen. So soll das amerikanische Außenministerium bereits seit dem vergangenen Jahr seine Immobilien in Deutschland überprüfen. Es geht dabei um die Frage, was Einrichtungen wert sind und ob sie noch gebraucht werden. Aus dem Umfeld des Weißen Hauses an der Alster heißt es, dass es beispielsweise denkbar sei, das markante Gebäude an einen Investor zu verkaufen und von diesem dann zurückzumieten. Als besonders wahrscheinlich gilt dieses Szenario indes nicht. Auch ein möglicher Umzug sei vor dem Hintergrund von Sparvorgaben ein Denkmodell gewesen.

Amerika hat seit dem 17. Juni 1790 ein Konsulat in der Hansestadt. Es war eine der ersten Auslandsvertretungen, die die Amerikaner einrichteten. Seitdem waren die USA durch 52 Konsuln oder Generalkonsuln vertreten. Das Konsulat hatte seit 1790 mehr als 30 Standorte in der Hansestadt. In dem Haus an der Alster ist das Konsulat am 15. August 1951 eröffnet worden.

Der eigentlich aus zwei Gebäuden bestehende Komplex hatte bis dahin eine bewegende Geschichte hinter sich. 1882 wurde das größere Haus für einen Kaufmann gebaut. In der Villa residierte auch Wilhelm A. Riedmann, einer der Gründer der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft, aus der die Esso AG wurde. Von 1933 bis zum Kriegsende war das Gebäude Hauptquartier der Nationalsozialisten. Nach dem Krieg hatten die britischen Besatzer das Gebäude genutzt, bevor es 1950 von den USA gekauft wurde.

Das Generalkonsulat gehört heute zu den bestbewachten Orten Hamburgs. Die Straße vor dem Weißen Haus an der Alster ist seit den Terroranschlägen vom 11. September gesperrt. Die Polizei hatte extra eine Dienststelle, die ZD 54, eingerichtet, um das Generalkonsulat am Alsterufer und andere diplomatische Vertretungen und Einrichtungen zu bewachen. Dafür wurden zahlreiche Angestellte im Polizeidienst ausgebildet, die rund um die Uhr vor dem Generalkonsulat patrouillieren.

In den vergangenen Jahren wurden außerdem Millionen Euro in Sicherheitstechnik wie Straßensperren investiert. Die Generalkonsulin Inmi Kim Patterson wird von Personenschützern des Landeskriminalamts Hamburg bewacht. "Wir arbeiten sehr gut mit den Amerikanern zusammen. Würden solche Veränderungen anstehen, hätten wir davon Kenntnis", heißt es aus dem Polizeipräsidium. Auch dort rechnet also niemand mit einer Schließung.