Räder, Elektro, Wodka: Der Zweimeilenladen auf St. Pauli bietet nur lokale Waren an. Produzenten sollen hier in Kontakt kommen.

St. Pauli. Pullover aus Bangladesch, Mobiltelefone aus China und Süßigkeiten aus den USA - im Hamburger Hafen kommen täglich Waren aus der ganzen Welt an. Dass Hamburg aber auch eine Stadt ist, in der Kleidung, Nahrungsmittel und Elektronik noch von Hand produziert werden, zeigt seit Sonnabend der Zweimeilenladen auf St. Pauli. Als sogenannter "Popup-Store" eröffnete der Raum Beim Grünen Jäger 1 nur für rund einen Monat.

Das Angebot umfasst ausschließlich Produkte, die in einem Umkreis von zwei Meilen, also rund 3,2 Kilometer, produziert wurden. "Der am nördlichsten gelegene Produzent ist das Kakao-Kontor in Eimsbüttel. Im Süden ist es Bazic Vodka aus dem Oberhafen", sagt Wolfgang Wopperer, der den Laden gemeinsam mit Nicole Beholz gegründet hat. Das Sortiment im Laden des Softwareentwicklers und der Modedesignerin reicht von selbst eingemachten Marmeladen über Designerkleidung bis hin zu einem im Hamburger Betahaus im Schanzenviertel entwickelten Internetserver.

Bis zum 21. Dezember wollen Wopperer und Beholz die Produktideen aus ihrem Kiez präsentieren und verkaufen. Wichtig sei es, dass die Produkte keine "Verhinderungsmechanismen" hätten. "Viele Industrieprodukte sind nicht für Partizipation und Weiterentwicklung ausgelegt. Wir wollen diesen Kreis durchbrechen", sagt Wopperer. Deshalb finden in dem Pop-up-Store auch Workshops statt, bei denen gezeigt wird, wie man beispielsweise Limonade oder Möbel selber herstellen kann.

Wopperer und Beholz stiften dazu gerne an. Sie haben bereits die Webseite todayimade.co entwickelt, die Selbstgemachtes von Privatpersonen zeigt. Bei einer Reise durch die USA und vielen Gesprächen mit Leuten aus der sogenannten Maker-Szene reifte dann die Idee zum Zweimeilenladen.

Die lokalen Produzenten zu finden sei nicht schwer gewesen, weil sich viele von alleine gemeldet hätten, als sie von der Idee hörten. "Die Leute aus der Szene sind vor allem sehr interessiert daran, was ihre Kollegen herstellen und wer diese sind. Wir bieten für den Kontakt zwischen den Herstellern erstmals ein Forum", sagt Beholz.

Bei Partys im Laden sollen Produzenten miteinander in Kontakt kommen und dabei auch ihre Kunden kennenlernen. Letztere sollen dabei entdecken können, dass dem Selbstgemachten aus dem Kiez "interessante Produktideen" zugrunde liegen und sie "nicht ausschließlich von Hippies oder Hipstern stammen", sagt Wopperer, der bei der Recherche nach den Kiezprodukten auch selbst überrascht wurde. Beispielsweise von der Firma Suicycle, die noch eigene Fahrradrahmen in Handarbeit herstellt, anstatt diese zu importieren. Oder von dem in Hamburg destillierten Vodka Bazik. "Von vielen unserer Produkte würde man nicht denken, dass sie aus Hamburg stammen", sagt Wopperer.