Martina Ludwig (Name geändert) ist Hausarbeiterin. Sie putzt für die Stadt Kinderklos, kocht, wäscht ab. 17 Jahre macht sie das schon. Während bei anderen Arbeitnehmern mit den Berufsjahren der Lohn stieg, ist er bei ihr gesunken. Seitdem die Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten den Hauswirtschaftsbereich 2005 in die Vereinigung Kita-Service Gesellschaft ausgegliedert hat, verdient sie 300 Euro im Monat weniger als vor der Ausgliederung. Knapp 930 Euro netto bekommt sie für ihren 30-Stunden-Job. Weil das nicht zum Leben reicht, stockt sie ihren Lohn mit Hartz IV auf. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen hat sie lange für einen Tarifvertrag gekämpft, auch gestreikt. "Ich bin sehr froh, dass es nun endlich was wird. Es geht auch um Anerkennung", sagt die 43-Jährige. Für sie könnte der Tarifabschluss 100 Euro mehr im Monat bedeuten.

Trotzdem kommt sie nicht raus aus der staatlichen Unterstützung. "Die Abhängigkeit ist schlimm", sagt die Küchenhilfe. Was das bedeutet, hat sie gerade erlebt. Das Jobcenter hat die Leistungen gekürzt. Der Grund: Martina Ludwig soll in eine kleinere Wohnung ziehen. 50 Quadratmeter für eine Kaltmiete von maximal 327 Euro stehen ihr zu. Weil sie nach mehrfacher Aufforderung bislang keine Alternative gefunden hat, bekommt sie nun die Sanktionen zu spüren. Für sie bedeutet das 50 Euro im Monat weniger im Portemonnaie. "Wenn am Monatsende nichts mehr im Kühlschrank ist, gehe ich Flaschen sammeln", sagt sie. Manchmal bringen ihre Eltern ihr auch mal was zu essen mit. Es ist ein Leben an der Grenze. Die notwendige Krankengymnastik für den kaputten Rücken kann sie sich nicht leisten, und auch nicht, sich die Zähne machen zu lassen. "Daran ändert auch die Gehaltserhöhung nichts."