Beim Hamburger Bildungspreis 2012 wurden im Kehrwieder-Theater Schulen und Kindergärten für ihre vorbildlichen Konzepte geehrt.

Hamburg. Im Grunde ist es ganz einfach mit der Bildung. Sie muss Spaß machen. Unterhalten. Und begeistern. Sie muss die Menschen in ihren Bann ziehen, herausfordern und mitreißen. Sie muss bunt sein, spannend und manchmal ein wenig verrückt. Wie das aussehen kann, dürfen die Gäste schon beim Empfang erleben. Im Foyer des Kehrwieder-Theaters in der Speicherstadt geben die Schüler des Bergedorfer Stadtteilschulzirkus mummpitz eine Kostprobe ihres Könnens. Da werden Bälle jongliert, Pois geschwungen, Diabolo gespielt und Sticks geworfen. Es ist der gelungene Auftakt für eine schillernde Verleihung des mit 100 000 Euro dotierten Hamburger Bildungspreises 2012. Zehn Preisträger - zwei Kindertagesstätten und acht Schulen - erhalten je 10 000 Euro für ihre herausragenden Bildungsprojekte.

Das Hamburger Abendblatt und die Haspa hatten den Wettbewerb 2010 ins Leben gerufen, um dem Thema Bildung in der Hansestadt mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. "Neben dem Geld kommt es uns besonders auf die öffentliche Würdigung an. Durch eine Preisverleihung erhalten vorbildliche Bildungseinrichtungen, engagierte Lehrerinnen und Lehrer, lernbereite Schülerinnen und Schüler ihre verdiente öffentliche Belobigung. Das könnte wiederum Ansporn sein für weitere Bildungsinitiativen, den Preisträgern nachzueifern", sagte Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa. "Es gibt in Hamburg so viel Positives in der Bildung, so viel Engagement, Begeisterung und Empathie, so viel Leistung in unseren Kitas und Schulen - ob im Bereich Naturwissenschaften und Umwelt, der Sprachförderung, bei Musik und Kultur oder bei Alt-Jung-Projekten."

Für Lars Haider ist es die zweite Preisverleihung als Chefredakteur des Hamburger Abendblatts: "Ich staune, welche interessanten Projekte es an Hamburger Schulen gibt. Wer jemals geglaubt haben sollte, Hamburgs Schulen seien nicht modern und innovativ, ist herzlich eingeladen, sich einmal die Bewerbungen anzusehen."

Die Jury aus Bildungsexperten, Redakteuren und Haspa-Mitarbeitern hatte die Preisträger aus 100 Bewerbungen ausgewählt. "Wir hätten unter den Bewerbern für den diesjährigen Bildungspreis sicher mehr als nur die Top Ten auswählen können", sagte Harald Vogelsang. Gleichwohl hätten diese zehn den Preis ganz besonders verdient.

"Hamburgs Schulen machen vieles, das nicht auf Stundentafeln oder in Bildungsplänen steht. Engagierte Lehrerinnen und Lehrer entwickeln kluge Ideen und setzen sie anschließend in die Tat um", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). "Sie erweitern den Horizont der Kinder und Jugendlichen, bieten Anreize und geben ihnen Erfahrungen mit, die auch für das Leben nach der Schulzeit wertvoll sind." All das passiere oft bescheiden und im Verborgenen. Dies in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, sei richtig und wichtig.

"Die Schulpraxis zeigt uns, dass Bildung ein großes und wichtiges Thema ist", sagte Juror Prof. Reiner Lehberger, Vorsitzender des Landesschulbeirats. "25 Prozent unserer 15-jährigen Schüler haben Probleme beim Lesen und grammatikalisch richtigen Formulieren." Umso mehr freut sich Lehberger, dass mit dem Projekt "Sprachförderung im Medium der Künste" des Kiku Lohbrügge ein Förderkonzept ausgezeichnet wird, das nicht nur gut ist, sondern den Schülern auch noch Spaß macht. "So etwas ist nachahmenswert."

Zu den ausgezeichneten Gymnasien gehören das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium mit seinem Projekt "Lebendige Engelbek" sowie das Gymnasium Ohmoor mit seiner Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) unter Leitung der Initiative Naturwissenschaft und Technik (NaT). Hier haben Schüler mit Unterstützung von Tutoren erste Erfahrungen als Flugzeugbauer gemacht.

"Naturwissenschaftliches und technisches Know-How steht hier im Mittelpunkt. Eine Kompetenz, für die Deutschland als Land der Ingenieure, Erfinder und Forscher weltweit bekannt ist. Gleichwohl fehlt auch hier der so dringend benötigte Nachwuchs. Der wird demnächst, da bin ich sicher, vom Gymnasium Ohmoor kommen", sagte Harald Vogelsang in seiner Laudatio. Das Preisgeld kommt für die NaT zur rechten Zeit. "Auf diese Weise können wir das Projekt auch an anderen Gymnasien anbieten", sagt NaT-Mitarbeiterin Susanne Winterberg.

Begeisterung auch bei Ingrid Stegmann vom Generationenhaus der Katholischen Bonifatiusschule: An dem Projekt, das sich fast ausschließlich durch Spenden und Fördergelder finanziert, arbeiten fast 60 Menschen ehrenamtlich mit. "Jetzt können wir für unseren Chor von 5 bis 100 einen monochordischen Klangschaukelsitz einsetzen", freute sich die Initiatorin. Für Thomas Ricken, Leiter des Kiku Lohbrügge, kommt das Preisgeld genau zur richtigen Zeit. "Das Kiku ist noch im Aufbau begriffen, wir brauchen pädagogisches und didaktisches Material, Möbel, Musikinstrumente und ein Smartboard." Außerdem soll die alte Villa behindertengerecht umgebaut werden.

Harald Vogelsang machte den 90 Schulen und Kindertagesstätten, die sich beworben hatten, aber leer ausgegangen sind, Mut für das nächste Jahr: "Beim Hamburger Bildungspreis 2013 gibt es eine neue Chance, sich in die Riege der Preisträger einzureihen."

Die Preisverleihung wird heute (21.15 Uhr) und am Sonnabend (19.15 Uhr) auf Hamburg 1 ausgestrahlt