Behörde prüft Klage gegen Seite “Hamburgs lockerste Methadonärzte“

Hamburg. Die Seite ist höchst umstritten: Hier können Süchtige "Hamburgs lockerste Methadonärzte" wählen, außerdem gibt es Ratschläge für den Missbrauch der Ersatzdroge. Im Juli hatte die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) eine Unterlassungsverfügung gegen den mutmaßlichen Betreiber der Seite erlassen - zunächst mit Erfolg. Die Seite ging vom Netz. Doch jetzt ist sie zurück, das "Angebot" wurde sogar noch ausgeweitet: Es gibt nun auch eine eigene Liste für München.

Bereits im Mai hatte das Abendblatt über die umstrittene Webseite berichtet. Ärztekammer und Behörde wollten rechtliche Schritte gegen die Betreiber prüfen. "Eine Unterlassungsverfügung auf Grundlage des Gesetzes zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (HmbSOG) war aus Sicht der Behörde anwendbar, da auf der Seite zum Beispiel ein nicht ausstiegsorientierter Drogenkonsum propagiert wurde", sagt Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Die Betreiber hätten der Verfügung widersprochen. Sie bestritten die Verantwortung für die Webseite - allerdings erfolglos. Die Internetseite war vom 5. September 2012 an nicht mehr verfügbar.

Nach rund acht Wochen ist die "Hamburger Methadonliste" aber wieder online - die Domain ist dieselbe. Auf www.methadonliste-hamburg.de wird weiterhin ein lockerer Umgang mit dem Drogensubstitut Methadon propagiert. Gleichzeitig gibt es Tipps, bei Ärzten an höhere Dosen zu kommen und welche Mediziner vermeintlich "großzügiger" sein sollen. "Nachdem die Seite nun wieder zugänglich ist, muss erneut juristisch geprüft werden, ob noch die gleichen oder andere Anhaltspunkte vorhanden sind, um erneut eine Untersagungsverfügung zu erlassen", sagt Schmidt. Seitens der Ärztekammer will man zunächst nicht gegen die Seite vorgehen. "Wir stehen in engem Kontakt mit der Behörde. Es reicht, wenn von einer Seite rechtliche Schritte geprüft werden", sagt Dorthe Kieckbusch, Sprecherin der Hamburger Ärztekammer.

Gleichzeitig könnten betroffene Ärzte wegen möglicher Persönlichkeitsrechtsverletzungen rechtliche Schritte gegen die Betreiber der Seite prüfen. Dass die "positive Bewertung" der User auf der Internetseite Konsequenzen durch die Kassenärztliche Vereinigung nach sich zieht, ist weiterhin unwahrscheinlich. Im Mai sagte Walter Plassmann, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung: "Die Rangliste hat wenig Bedeutung, da die Ärztinnen und Ärzte, die Substitute ausgeben, einer sehr strengen Kontrolle unterliegen. Wenn angegeben wird, dass ein Arzt keine weiteren Patienten mehr aufnimmt, liegt es daran, dass er die maximale Anzahl an möglichen Patienten erreicht hat."