Die Ganztagsbetreuung in Grundschulen startet 2013

Wenn man ein Ziel in der Zeit erreicht, ist das ein Grund zur Freude. Das gilt, gerade weil es eher selten passiert, in besonderen Maß auch in der Politik. In Hamburg werden nach Berechnungen der Schulbehörde vom nächsten an Sommer 200 der 204 Grundschulen ein kostenloses Ganztagsangebot haben. Damit wäre der Umbau der Nachmittagsbetreuung nicht nur im anvisierten Zeitrahmen, sondern sogar ein Jahr früher vollzogen. Es gibt nicht wenige in der Stadt, die das nicht für möglich gehalten hätten. Entsprechend zufrieden ist Schulsenator Ties Rabe (SPD) und bejubelt den großen Schwung, den der Ausbau der Ganztagsschule an der Elbe bekommen habe.

Stimmt, und das ist gut so. Aber gerade um den Erfolg nicht zu gefährden, muss er mit Vorsicht genossen werden. Innerhalb von drei Jahren werden 150 Grundschulen zwischen Sasel und Neugraben ihre Strukturen sehr grundsätzlich verändern. Möglich ist das, weil Hamburg mit der ganztägigen Bildung und Betreuung in Kooperation mit den Kita-Trägern einen zweiten Weg zur Ganztagsschule eingeschlagen hat. Jetzt muss es darum gehen, das Modell alltagstauglich zu machen. In der Lehrerschaft gibt es noch viele Vorbehalte. Der straffe Zeitplan schafft zusätzliche Probleme. Da sind vor allem die fehlenden Schulküchen und Mensen. Nur die Hälfte der Grundschulen wird zum Schuljahr 2013/14 eine Kantine haben. Das ist nicht genug. Weitere Herausforderungen sind die absehbaren Engpässe bei der Besetzung von Erzieherstellen und die Reibungsverluste, die die Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden in Schulen bringt.

Die Tücke liegt im Detail. Und es gehört eben auch zur Wahrheit dieses Wandels, dass viele Eltern dem staatlich organisierten Nachmittag ihrer Kinder noch skeptisch gegenüberstehen. Kaum mehr als die Hälfte der Schüler nimmt derzeit an den freiwilligen Angeboten teil. Es ist nicht so, dass die Schulbehörde diese Probleme nicht sieht. Aber Durchhalteparolen und der Bitte um Geduld müssen noch energischere Anstrengungen folgen. Damit die Schule am Nachmittag nicht zur Verwahranstalt wird und aus einer guten Idee keine Ganztagsschule light.