Onlinedienst will Fahrplan für Busse und U-Bahnen in Routenplaner aufnehmen. Hamburger Verkehrsverbund prüft möglichen Vertrag.

Hamburg. Für Internetnutzer ist es schon zum Automatismus geworden. Wenn schnell Informationen hermüssen, dann wird gegoogelt. Und mittlerweile geht es dank Smartphone auch von unterwegs - besonders praktisch für die Navigation durch eine Großstadt. Ein Grund für den Online-Suchdienst, mit dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) eine Kooperation eingehen zu wollen: Google will - wie bereits seit Mitte September mit der Deutschen Bahn - die kompletten Fahrplandaten des HVV in seinen Service "Google Maps" einfließen lassen. Somit soll dann nicht nur eine Routenplanung für den Autoverkehr und Fußgänger angeboten werden, sondern den Nutzern würde zusätzlich auch die beste Verbindung für den Nahverkehr präsentiert werden.

"Unser Ziel ist es, den Usern einen bestmöglichen Service zu bieten", sagt Stefan Keuchel, Sprecher von Google Deutschland. "Google Maps ist schon mit der Streetview-Funktion deutlich ausgebaut worden. Und da schließt das neue Angebot für Bahnverbindungen - Google Transit - perfekt an." In anderen Ländern sei dieses Angebot schon lange vorhanden, beispielsweise in den USA und Indien.

Außer in Hamburg verhandelt Google derzeit auch mit anderen Verkehrsbetrieben in weiteren deutschen Großstädten wie Berlin, Frankfurt und München. Abgeschlossen ist bislang jedoch nur ein Vertrag mit der Deutschen Bahn. Sucht man also derzeit eine Verbindung mit der Bahn innerhalb Hamburgs, werden lediglich Ergebnisse angezeigt, die mit der S-Bahn-Hamburg, die zur Deutschen Bahn gehört, zu erreichen sind. Ein Grund für den HVV, mit seinem gesamten Angebot schnell nachzuziehen.

Zu einem Vertragsabschluss ist es jedoch bislang noch nicht gekommen, weil sich der Verkehrsverbund mit dem Internetriesen noch nicht über die rechtlichen Details einig ist. Geld soll bei der Kooperation - wie auch bei der Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn - nicht fließen. "Natürlich haben wir ein Interesse daran, dass Google seinen Nutzern die beste Verbindung für den Nahverkehr in Hamburg anbietet, also auch die Busse, U-Bahnen, Regionalbahnen wie die AKN und Fähren mit einbezogen werden", sagt Gisela Becker, Sprecherin des HVV.

"Fakt ist aber, dass die Kunden die gleichen Informationen auch direkt in unserem Online-Fahrplan-Dienst einsehen können. Dennoch kennen Touristen möglicherweise unseren Online-Auftritt nicht, Google schon." Angestrebt ist, dass nicht nur der reine Fahrplan abzurufen ist, sondern auch bei Betriebsstörungen oder Umleitungen alternative, bessere Verbindungsmöglichkeiten angegeben werden." Um das Angebot möglich zu machen, muss der HVV dem US-Internetkonzern Rohdaten zu ihren Fahrplänen zur Verfügung stellen, die dann in den Online-Dienst eingebaut werden können. Eine einfache Verlinkung zu hvv.de ist nicht möglich, sondern die Daten müssen technisch aufbereitet werden. Diese könnten auch andere Online-Dienste für Applikationen oder Service-Angebote nutzen, meint Finn-Ole Ritter, Fachsprecher für Datenschutz der FDP-Bürgerschaftsfraktion.

"Es ist nicht gut, wenn der HVV die Daten nur Google anbietet, sondern in einer solchen innovativen Medienstadt wie Hamburg sollten auch noch andere davon profitieren können", sagt Ritter. "Ein exklusiver Zugriff auf die Daten für Google wäre nicht zu befürworten." Der Onlinedienst selbst betont jedoch, dass man definitiv keinen Monopolanspruch habe.

Die Deutsche Bahn, die schon erfolgreich mit Google zusammenarbeitet, befürwortet mit Nachdruck, dass die Verkehrsverbünde der deutschen Großstädte es ihnen gleich tun und eine Kooperation eingehen. "Alle Beteiligten haben etwas davon", sagte ein Bahnsprecher dem Abendblatt. "Es ist schade, dass wir derzeit nur unsere Daten weitergeben dürfen und deshalb Verbindungen von anderen Anbietern, wie in Norddeutschland beispielsweise die des Metronoms, nicht über Google anzeigen lassen können." Wann und ob es wirklich zu einem Vertragsabschluss kommen wird, lässt HVV-Sprecherin Gisela Becker jedoch bislang offen. Sie räumt aber ein, dass es fraglich ist, ob man sich aufgrund des Konkurrenzdrucks einer Kooperation überhaupt sperren könne. Zunächst müssten Gespräche mit allen beteiligten Verkehrsbetrieben, die im HVV zusammengeschlossen sind, geführt werden. "Erst dann kann eine Unterschrift unter einen Vertrag mit Google gesetzt werden."