Eine Glosse von Tom R. Schulz

Wegewart. Den Namen dieser Kolumne könnte Richard Wagner erfunden haben. Oder hat Joanne K. Rowling ihn sich ausgedacht? Wahrscheinlich aber ist der Wegewart irgendwas Altdeutsches. Ich stelle ihn mir als ein michelinmännchenartiges Zwergenwesen vor, das mit einem Töpfchen Teer um den Hals, einer ausrangierten Fahrradlampe in der kleinen Hand und gekleidet in ein Gewand aus zusammengeklebten Autoreifenteilen zwischen Tau und Tag den Zustand der Straßen seines Sprengels begutachtet und pflegt.

Der kleine Moorfleeter Wegewart muss ein eminent fleißiger Zeitgenosse sein. Er kennt nicht Sonn- noch Feiernacht, denn auf dem ganzen Stadtteilgebiet, das ich für unsere Straßenserie mit diensteifrig gesenktem Blick auf der Suche nach etwaigen Schlaglöchern durchstreift habe, fand ich - nicht eins.

Manche Bewohner könnten mir bestimmt aus dem Stand welche zeigen, womit meine schreiende Inkompetenz in Moorfleeter Straßenzustandsfragen eklatant bewiesen wäre. Aber sie wissen eines nicht: Jedes dieser Löcher ist eine Schutzgrube für den Wegewart. In die springt er, damit im Auto umherkariolende Nachtschwärmer ihn nicht plattfahren. Darum müssen sie bleiben.