Eine Glosse von Armgard Seegers

Im Winter shoppen zu gehen ist ganz schön umständlich. Man schält sich aus Lagen von Mantel, Jacke, Pullover, Bluse, Schal, und ist dann so verschwitzt, dass man sich kaum noch in das neue Teil reintraut. Hat man dann in der Kabine vier Hosen (respektive Röcke, Jacken, Blusen, Kleider), die sich mit den ausgezogenen Sachen verknäueln, fühlt man sich schnell wie ein Hamster, der seine Wochenration Wolle in den Käfig bekommen hat.

Im Sommer zu shoppen heißt dagegen, dass man zwar weniger Kleidung anhat, dafür schwitzt man schon ohne sie. Wann also shoppen gehen? Im Herbst, wo man im durchnässten Mantel schnell wie Hund riecht? Im Frühjahr, wo man immer falsch gekleidet ist? Möglicherweise ist der Erfolg der ganzen Internet-Shoppingportale ohnehin nur darauf zurückzuführen, dass man die dort erworbenen Sachen in der eigenen Wohnung ausprobieren kann. Verschwitzt oder nackt. Mit ihrem Slogan "Schrei vor Glück oder schick's zurück" hat Zalando der Post ja rasante Umsatzzahlen beschert.

Noch schöner ist da nur eine Straße, in der sich viele unterschiedliche Modeläden befinden. Da kann man gucken und mit den Verkäufern sprechen, man kann die Stoffe befühlen und sehen, ob Farben und Muster passen. Herrlich. Im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter.