Gute Nachrichten für alle Hafen-Nostalgiker: Betreiber bauen ihre kleinen Rundfahrtschiffe um, statt sie abzuwracken.

Hamburg. Sie gehören zum alltäglichen Bild im Hafen wie die Gondeln in Venedig: knapp 80, teils jahrzehntealte Barkassen, die in Hamburg registriert sind und hier mit Passagieren durch Kanäle und Hafenbecken schippern. Zum Jahresende läuft für die überwiegend in den Jahren von 1920 bis 1950 gebauten Fahrzeuge eine Übergangsfrist ab. Dann müssen auch kleinere Passagierschiffe neue Sicherheitsregeln erfüllen: Durch zusätzliche Lufttanks und verschließbare Schotten soll bei einem Leck verhindert werden, dass die Barkassen sinken könnten. 2007 bereits hatte der Senat die durch den Bund vorgegebenen Sicherheitsvorschriften umgesetzt und mit dem Hafenschifffahrtsverband Übergangsfrist und Kompromisse ausgehandelt sowie Darlehen und Zuschüsse in Aussicht gestellt - für einen Umbau oder neue Schiffe. Doch in der weit überwiegenden Zahl entschieden sich die Barkassenbetreiber für eine Nachrüstung. Wohl auch, weil sich eine seit 2009 geltende, technische Neubauverordnung des Verkehrsministeriums bei den speziellen Hamburger Verhältnissen als kaum umsetzbar erwies. Der Fußraum im Passagierbereich müsste laut Verband jetzt rund einen Meter höher gebaut werden als bisher. "Dann passen die Barkassen bei normalem Wasserstand aber nicht mehr unter die Speicherstadtbrücken, ja selbst unter den Landungsbrücken würden wir nicht mehr zu unseren Liegeplätzen kommen", sagt Barkassenbetreiber und Hafenschifffahrtsverbands-Vorstandsmitglied Gregor Mogi. Seit vier Jahren, so Mogi, würden deshalb in Hamburg keine neuen Barkassen mehr gebaut oder geplant.

Dafür bauten viele Betreiber ihre alten Barkassen um, statt sie abzuwracken - was Freunde des traditionellen Hafenbilds erfreuen dürfte. So sind nach Zahlen der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) bereits 66 alte Hafenbarkassen umgebaut worden. "Die Sicherheit der Passagiere wurde dadurch deutlich erhöht", sagt HPA-Hafenkapitän Jörg Pollmann. Für elf weitere ältere Barkassen gibt es laut HPA konkrete Umbaupläne. Lediglich zwölf neue Rundfahrtschiffe sind nach 2007 in Dienst gestellt worden. Allerdings alle vor 2009. "Die Umbaumöglichkeit erwies sich im Nachhinein als einzige Möglichkeit, unsere Flotten zu retten", sagt Verbandsvertreter Mogi.

Gesetzliche Grundlage für Neubauvorschriften und neue Sicherheitsumbauten ist die Binnenschiffs-Untersuchungsordnung, die mehrfach schon geändert worden ist. Unter anderem auch unter dem Eindruck des schweren Barkassen-Unglücks am 2. Oktober 1984 im Hamburger Hafen. Die Barkasse "Martina" kollidierte dabei mit 45 Gästen an Bord mit einem Schleppverband. Sie wurde unter Wasser gedrückt, 19 Menschen kamen dabei ums Leben, darunter auch elf Kinder. Die Behörden drangen in den Folgejahren daher darauf, dass Sicherheitsvorschriften für traditionelle Hafenbarkassen denjenigen von anderen Fahrgastschiffen angepasst werden müssten.

Für die Umbauten mit zusätzlichen Schotten und Lufttanks mussten die Barkassenbetreiber pro Schiff bis zu 100 000 Euro investieren. Doch das lohnte sich selbst für sehr alte Barkassen: So ließ Mogi auch seine "New York" auf neuesten Stand bringen. Gebaut wurde das Schiff bereits 1909 und gilt als älteste Hamburger Barkasse, die noch mit Fahrgästen fährt.

Jetzt ist der Bootskörper durch Schotten in fünf Bereiche unterteilt. Bei einer Havarie mit Leckage würde dann nur eine dieser Sektionen voll Wasser laufen, die Barkasse selbst bleibt aber schwimmfähig. Als weitere Sicherheitsausrüstung ließ Gregor Mogi beispielsweise auch ein automatisch auffaltbares Verdeck einbauen - das im Notfall rasch geöffnet werden kann. Nun kann, so hofft er, die "New York" noch einige weitere Jahrzehnte durch den Hafen fahren.

Nur ein Punkt der neuen Sicherheitsvorschriften ließ sich nicht durch Umbauten regeln. Die Hamburger Hafenbarkassen dürfen jetzt nicht mehr bis zur Schiffsbegrüßungsanlage nach Schulau fahren: weil hinter der Hafengrenze jetzt eine andere Zone gilt, für die sie keine Zulassung mehr erhalten.