Lange hat sich der Hamburger Otto-Konzern geziert, in den harten Preiskampf im Internet einzusteigen. Lieber setzten die Hanseaten auf einen umfangreichen Service, schnelle Lieferungen, sowie ansprechend gestaltete Internetseiten und Kataloge, als sich an den Rabattschlachten im Netz zu beteiligen und auf diese Weise ihre Margen zu gefährden.

Doch die aggressiv auftretende Onlinekonkurrenz lässt dem weltweit zweitgrößten Internethändler hinter Amazon nun keine Wahl mehr: Angesichts von Suchmaschinen und der damit verbundenen Transparenz im Netz ist der Preis zum wesentlichen Kaufkriterium geworden.

Daher ist es grundsätzlich richtig, wenn Otto nun bei den besonders umkämpften Technikartikeln den Rotstift ansetzt. Ob die Aktion Erfolg hat, lässt sich noch nicht sagen, da der Konzern keine Aussagen über den Umfang der herabgesetzten Artikel macht. Auch muss sich noch zeigen, ob die Hamburger wirklich gewillt sind, mit ihren Preisen soweit herunterzugehen, dass sie auf den vorderen Rängen der Suchmaschinen landen.

Insbesondere bei Schuhen und Mode wird der Kampf für Otto schwer zu gewinnen sein, da in diesem Geschäft Unternehmen wie Zalando agieren, die gewillt sind, jahrelange Verluste in Kauf zu nehmen, um ihre Marktanteile zu steigern. Otto konkurriert zudem mit Konzernen wie Amazon, die ganz bewusst auf personalintensive Serviceleistungen wie Callcenter verzichten und lieber Roboter als Menschen in ihren Warenverteilzentren beschäftigen. Um sie zu schlagen, müssten die Hamburger ihre Kosten noch weitaus stärker senken als bislang geplant.