Warum am Schauspielhaus plötzlich so vieles gelingt

Das Schauspielhaus feiert derzeit Erfolge. So viele, wie schon lange nicht mehr. Jede Premiere wird mit Lob überschüttet, und das, obwohl das Theater unter Umbauarbeiten leidet und vom Kaufmännischen Direktor Jack Kurfess nur noch bis zum Sommer geführt wird. Zuletzt gab es 2004 eine ähnliche Erfolgsserie - in der letzten Spielzeit unter Intendant Tom Stromberg. Er hatte - wie sein Nachfolger Friedrich Schirmer -, lange glücklos agiert, bis ihm am Ende mit "Faust" und "Othello" meisterhafte Inszenierungen ins Haus gelangten.

Was ist das Geheimnis dieser Endzeiterfolge? Ist es leichter, frei von Stress und Profilierungszwang Theaterabende zu planen? Wobei der Zwang zu hohen Einnahmen ja nie nachlässt. Ist es das Glück des Hasardeurs, der etwas wagen will, und zwar nicht immer nur ausgewogen?

Intendanten mussten in den vergangenen Jahren sehr viel mehr Geschäftsleute sein als Künstler. Betriebswirtschaftliche Überlegungen bestimmten deutlicher das Profil als abwechslungsreiche Spielpläne. Nun fühlt es sich wohl wie eine Befreiung an, wenn einer seine letzte Saison gestaltet und sich zwar immer noch um Einkünfte kümmern muss, aber nicht mehr darum, ob die Zuschauer im Theater schlauer werden: Die Lust am Spielerischen kehrt so zurück, die für jedes Theater lebensnotwendig ist.

Was wollen wir sehen? Was macht uns Spaß?, fragt sich manch Theaterleiter in seiner letzten Spielzeit und lässt der Laune freien Lauf. Gut so, denn was dem einen Spaß macht, erfreut auch andere. Früher, als Theater auch von Schauspielern geleitet wurden, zählte, was saftige Rollen und dicken Applaus versprach. Da kam der Kommerz von ganz allein. Heute, wo der Spagat zwischen Neuem und Bekanntem, Spartentheater für Alt, Jung und Minderheiten gefragt ist, bricht manche Spielplanambition unter diesem Spagat zusammen.

Theater, das gefragt ist, basiert auf zwei Säulen: den Schauspielern und der intelligenten Unterhaltung. Wer sich das traut, und zwar ausschließlich das, wird Erfolge feiern. Der entspannte Chef am Schauspielhaus macht es uns gerade vor.