Eine weitere Elbquerung muss kommen - für Hamburg und für Nordeuropa

Rund 110 000 Fahrzeuge passieren im Durchschnitt täglich den Elbtunnel. Damit gehört der Abschnitt südlich der Elbquerung zu den am meisten befahrenen Autobahn-abschnitten Deutschlands. Schon heute gilt das Teilstück als Nadelöhr. Tausende Autofahrer können ein Lied davon singen, was es heißt, stundenlang dort im Stau zu stecken.

Und nun also die Nachricht, dass die Autobahnträger - die A 7 wird hier auf einer Brückkonstruktion geführt - ihrem "Lebenszeitende" nahe gekommen sind und ausgetauscht werden müssen. Für die Verkehrsexperten dürfte das keine Überraschung sein. Schließlich weiß man, wie lange derartige Konstruktionen halten.

Bei vielen Autofahrern hingegen wird sich das ungute Gefühl verstärken. Sie ahnen, dass es in den kommenden Jahrzehnten viel Frust bedeuten wird, wenn man auf der Autobahn 7 an Hamburg vorbei in den Süden oder den Norden will. Das Schlimme ist: Für die meisten Betroffenen gibt es zu den erwartbaren Staus kaum eine Alternative.

Die Elbbrücken sind schon heute überlastet. Durchschnittlich 110 000 Fahrzeuge werden jetzt dort täglich gezählt. Wenn mehr Autos oder Lastkraftwagen diesen (Um)-Weg benutzen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis dort nichts mehr geht. Die Fähren bei Glückstadt oder Bleckede fallen genauso aus wie die Brücken bei Geesthacht oder Lauenburg.

Die Autofahrer werden für das Versagen der Politik in den vergangenen Jahrzehnten bitter bezahlen müssen. Seit längerer Zeit schon wird über weitere Elbquerungen östlich oder nördlich der Hansestadt ergebnislos gestritten. Auch die Verlängerung der Autobahn 20 und ihre Weiterführung im Westen Hamburg droht im politischen Hickhack unterzugehen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Autobahnprojekte sind langwierig. Dazu gehört, dass Einsprüche der Anwohner genauso berücksichtigt werden müssen wie die Belange des Naturschutzes.

Dazu gehört auch, dass man sich genau anschaut, ob andere Verkehrsträger wie beispielsweise die Eisenbahn nicht eine größere Rolle übernehmen könnten. Ein nicht unerheblicher Teil des Lkw-Verkehrs beispielsweise ist Durchgangsverkehr und es fragt sich, ob wirklich bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, durchfahrende Laster auf die Schiene zu bringen. Allerdings gehört auch zur Wahrheit: an einer weiteren Elbquerung führt kein Weg vorbei. Es geht um viel. Zunächst für die wirtschaftliche Strahlkraft Hamburgs. Der Hafen der Hansestadt ist von funktionierenden und offenen Verkehrswegen genauso abhängig, wie es die vielen Unternehmen der Stadt sind. Trotz aller Dienstleistungsfirmen bleibt Hamburg das industrielle Zentrum Norddeutschlands mit einer nicht zu unterschätzenden Ausstrahlung auf unsere wirtschaftlich starken nordeuropäischen Nachbarn.

Denn es geht nicht nur um Hamburg. Was Regionalpolitiker gern übersehen, ist die immense Bedeutung der Autobahn 7 für die Wirtschaft Nordeuropas. Dänemark, Norwegen und Schweden haben in den vergangenen Jahrzehnten Milliarden Euro in ihre Verkehrsinfrastruktur gesteckt, wohl wissend, dass das die Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand ist.

Schon heute kann man über modernste Brücken "trockenen Fußes" in den Norden Europas gelangen. Die Bundesregierung, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg tragen hier also auch Verantwortung für Nordeuropa.

Noch ist Zeit. Das A-7-Tunnelprojekt nördlich des Elbtunnels und der Ausbau der Autobahn bis zum Bordesholmer Dreieck verschaffen der Politik etwas Luft. Jetzt müssen Planung und Bau einer weiteren Elbquerung über parteipolitische Grenzen hinweg vorangetrieben werden. Dass das geht, hat der Autobahnausbau in Ostdeutschland gezeigt.