Die Airline braucht weniger Piloten und Flugbegleiter. Auch bei der Hamburger Lufthansa Technik sind einige Stellen in Gefahr.

Frankfurt/Hamburg. Die Lufthansa schlägt einen härteren Sparkurs ein. In den ersten neun Monaten habe die Fluggesellschaft nur eine operative Rendite von 3,1 Prozent erzielt, sagte gestern Konzernchef Christoph Franz. "Mit der Marge können wir auf Dauer die Zukunft des Unternehmens aber nicht sichern." Der Manager beklagte unter anderem die hohe Tankrechnung, die den Gewinn reduziere. Zudem fürchtet er, dass künftig schon aufgrund der Euro-Krise viele Plätze in den Jets leer bleiben. Die Konsequenz: Zahlreiche Jobs bei der Kranichairline sollen durch eine neue Kostensenkungsrunde überflüssig werden.

Deshalb müssten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, die das Management derzeit erarbeite, sagte der Konzernchef. "Lufthansa ist auf dem richtigen Weg, aber wir sind noch nicht da angekommen, wo wir stehen wollen." Klar sei jedoch, dass bis Ende des Jahres 34 Flugzeuge weniger eingesetzt werden sollen. Das würde bedeuten, dass 2000 Flugbegleiter und 500 Piloten weniger gebraucht werden als geplant. Dies solle unter anderem durch einen Einstellungsstopp erreicht werden. Wie Lufthansa mit den Beschäftigten umgehe, die zu viel an Bord seien, werde in der Schlichtung mit der Gewerkschaft Ufo debattiert. Ufo vertritt die rund 18.000 Flugbegleiter der Kranichlinie. Nach einer Streikwelle der Stewards und Stewardessen im Sommer ringen die Parteien nun bereits seit einem Monat in einer Schlichtung um einen Kompromiss.

Im Rahmen des Sparprogramms Score sollen in den nächsten Jahren allein in Deutschland insgesamt 2500 Verwaltungsjobs wegfallen - weltweit werden 3500 der knapp 17.000 Jobs in dem Bereich gekappt. Für die Lufthansa arbeiten knapp 120.000 Menschen. Auch die von Hamburg aus gesteuerte Lufthansa Technik ist von den Sparmaßnahmen betroffen. "Dabei wird ein Stellenabbau unumgänglich sein. Wir setzen aber auf die Fluktuation sowie Abfindungen. Kündigungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden", sagte Lufthansa-Technik-Sprecher Bernd Habbel dem Abendblatt. Weltweit sind bei der Technik, die unter anderem auch in China, auf den Philippinen, in Irland und in Osteuropa vertreten ist, rund 26.000 Menschen beschäftigt. 8500 von ihnen arbeiten in der Zentrale in Hamburg. Bundesweit werden rund 13.000 Mitarbeiter beschäftigt.

"Es geht jetzt darum, effizienter vorzugehen und Doppelfunktionen zu vermeiden. Maßnahmen dazu werden für alle Bereiche, die Überholung sowie die Instandhaltung von Triebwerken und Komponenten geprüft", sagte Habbel. Genaue Zahlen über den Abbau würden aber nicht vor Anfang des kommenden Jahres vorliegen. Insgesamt soll sich das Ergebnis der Konzerntochter bis 2015 um 110 Millionen Euro verbessern. "Wir bieten derzeit teilweise um bis zu 15 bis 20 Prozent teurer an als unsere internationalen Wettbewerber", sagte der Lufthansa-Technik-Sprecher.

Gleichzeitig mit dem geplanten Stellenabbau streicht die Airline ihr Sitzplatzangebot weiter zusammen. Im Winterflugplan sei geplant, die Kapazitäten um drei Prozent zu senken, sagte Finanzchefin Simone Menne. Bislang war eine Kürzung um 2,5 Prozent angepeilt. Die Aussichten für das vierte Quartal seien unsicher, da die Kunden zögerlich buchten.

Das Angebot könnte noch weiter zurückgefahren werden, ergänzte Franz. "Das hätte auch entsprechende Folgen für die Arbeitsplätze, was sich leider nicht vermeiden lässt." Die laufende Schlichtung mit Ufo dürfte dadurch schwieriger werden, sagte Airlineanalyst Robert Czerwensky von der DZ Bank.

Ganz überraschend kommt der Sparplan nicht. Franz hatte bereits Ende September gewarnt, wegen der Eurokrise und der hohen Spritpreise reichten die bisherigen Maßnahmen nicht, um wie geplant den operativen Gewinn des gesamten Konzerns bis 2014 um mindestens 1,5 Milliarden Euro zu steigern. Das soll nun mit einer weiteren wichtige Maßnahme erreicht werden: Vom nächstem Jahr an übernimmt die Billigtochter Germanwings einen Teil der Lufthansa-Strecken in Deutschland sowie innerhalb Europas.

Einer der größten Kostenposten der Lufthansa ist aber die Tankrechnung. Allein in diesem Jahr dürften die Ausgaben für Flugzeugsprit um 1,1 Milliarden Euro auf 7,4 Milliarden Euro steigen, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns. Dabei liefen die Geschäfte bei der Lufthansa im vergangenen Quartal rund. Der operative Gewinn nahm im Zeitraum von Juli bis Ende September um 6,2 Prozent auf 648 Millionen Euro zu. Das war weit mehr als die von Analysten erwarteten 522 Millionen Euro. Der Konzernumsatz zog um 6,2 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro an.

Rund lief es etwa beim Cateringableger LSG Sky Chefs. Aber auch im Fluggeschäft erwirtschaftete der Kranichkonzern mehr Gewinn. Hier zahlte sich unter anderem die Sanierung von Austrian Airlines aus, und auch die Schweizer Airline Swiss flog weiterhin profitabel. Der Konzern strebt im Gesamtjahr weiterhin einen operativen Gewinn im mittleren dreistelligen Millionenbereich an.

Für die Anleger war die gestrige Entwicklung ein Grund, um zuzugreifen: Die Lufthansa-Aktien legten um bis zu acht Prozent auf ein 14-Monats-Hoch von 11,86 Euro zu. Das ist der größte Tagesgewinn seit drei Jahren. Auch Papiere des Konkurrenten Air France-KLM waren gefragt: Die Aktien stiegen um sieben Prozent. Die Fluggesellschaft hat im dritten Quartal den Gewinn um 28 Prozent auf 506 Millionen Euro gesteigert. Der Umsatz legte um sechs Prozent auf 7,2 Milliarden Euro zu. Das französisch-niederländische Unternehmen hält daher an seinen Zielen fest, das Ergebnis im zweiten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr zu steigern und Schulden abzubauen.