Ob gebraten, gedünstet, eingelegt, geschmort oder gegrillt: Der Kürbis schmeckt auf jede Weise und es gibt ihn schon seit 12.000 Jahren.

Der Gruselklassiker "Halloween", gedreht 1978, hat dem Ansehen eines Gemüses so sehr geschadet wie sonst nur noch der Film "Angriff der Killertomaten": Die Verbrechen passierten in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, während überall die Kürbislaternen grinsen und das Unheil symbolisieren; kein Amerikaner kann seitdem sein Nationalgemüse essen, ohne an das Böse zu denken. Neben dem Truthahn liegt der Kürbis am Thanksgiving Day, dem wichtigsten Familienfest - der Kürbis übertrifft praktisch den Weihnachtsmann.

Die Amis brauchen den Kürbis sogar im Sommer, bei uns signalisiert er: Es herbstet sehr. Und nun steht er wieder auf der Speisekarte zahlreicher Restaurants. Die Vielzahl kulinarischer Genüsse entdecken, das wird Dank der Abendblatt-Aktion "Sparen und Genießen" jetzt noch etwas günstiger, und auch der passende Wein für daheim lässt sich preiswert besorgen.

In jedem Fall gilt zu dieser Jahreszeit: Der Kürbis darf verherrlicht werden, er verdient es. Er ist ein Komplettgemüse und schmeckt auf jede Weise, er lässt sich backen und dünsten, einlegen und braten, schmoren und grillen, er harmoniert mit etlichen Gewürzen, etwa Curry und Zimt, Ingwer und Muskatnuss - angenommen, der Kürbis würde ein Fußballer sein, dann wäre er wie früher Pelé, der konnte ja auch alles. In den Haushalten und Restaurants zeigt der Kürbis jetzt wieder seine Qualitäten, kein Mensch verachtet ihn (anders als den Grünkohl, der zwar schmeckt, aber stinkt).

Bereits vor 12.000 Jahren wuchsen Kürbisse, die Mammuts dürften sie damals als Beilage zu Gräsern und Sträuchern gefressen haben und entfernten wohl nicht die Fasern und Kerne. Manche Leute rösten die Kerne, auch der Kürbisabfall taugt also noch für eine Delikatesse. Die Kürbisse aus deutschen Gärten haben eine Schale, die weg muss, aber die Schale vom Hokkaido-Kürbis zerfällt beim Kochen und ist essbar: Die Amerikaner haben diesen Kürbis vor 160 Jahren in Japan eingeschleppt, sein Aroma erinnert an die Edelkastanie, bei Frost stirbt der Hokkaido; er zählt zur Gattung Riesenkürbisse - bloß Angeberei, denn der Hokkaido erreicht ein Höchstgewicht von zwei Kilo. Die Schweizer jedoch feiern nun ihren Helden Beni Meier, einen Kürbiszüchter, er wurde Europameister im Kürbiswiegen, sein Siegerkürbis (764,5 Kilo) wirkt wie ein Special Effect aus Hollywood. Der berühmteste Gigantenkürbis der Kulturgeschichte ähnelt einer Gottheit, bleibt allerdings außer Sicht und verwirrt Charlie Brown: Sein Freund Linus sitzt mit Schmusedecke im Kürbisfeld und wartet auf den "Großen Kürbis" (The Great Pumpkin), er soll die Kinder an Halloween beschenken und derart das Christkind vorwegnehmen. Aber Linus wartet vergeblich - er wird zu einer Figur des Existenzialismus und Weltwidersinns und ähnelt den Landstreichern Wladimir und Estragon, die im Drama von Samuel Beckett auf Godot warten.

Ein Superkürbiskopf ist auch Billy Corgan, ehemals Chef der Rockgruppe The Smashing Pumpkins: Er weiß nicht mehr, warum er ausgerechnet dieses mehrdeutige Wort "smashing" vor den Kürbis setzte und für den Bandnamen wählte. Trotz Bübchengesicht und Vollglatze kann Corgan inzwischen jede Frau beeindrucken und betören, weil er ständig Kürbisstücke bei sich trägt. Forscher in Chicago berichten, dass Kürbisgeruch auf die sexuelle Energie des Mannes wirkt - das erklärt endlich, warum so viele Männer sofort nach einer Frau verlangen, wenn sie gerade eine Kürbissuppe gelöffelt haben. Wieso entwickeln Lagerfeld oder Armani eigentlich kein Kürbisparfüm?

Ein Kürbisesser tut nebenbei was für die Gesundheit, denn Kürbis besteht wie Spargel zu 90 Prozent aus Wasser und entgiftet den Körper, enthält genug Vitamine und Mineralstoffe und kaum Fett, 100 Gramm Kürbis haben nur 25 Kalorien: Die Volksmedizin nutzte ihn, bevor er zum Nahrungsmittel wurde. Er stärkt Prostata und Blase, Herz und Nieren, Magen und Darm, verbessert den Cholesterinspiegel und hilft, Brandwunden zu heilen, eine Kürbispackung schmeichelt der Haut und glättet die eine oder andere Falte. Wenn's was gegen den Kürbis zu sagen gibt, dann müssen die Österreicher in der Steiermark sich den Vorwurf anhören - ihr Kürbiskernöl kann sehr aufdringlich schmecken, einen Salat verderben und eine Dauerabneigung verursachen.

Geronimo Lintak, ein Indianer aus Lohbrügge, spielt das Rhythmusinstrument Kürbisraspel (oder Sambagurke) und empfiehlt dieses Fitnessgetränk: Ein Pfund Kürbis pürieren, mit einer Flasche Starkbier aufgießen, vier Knoblauchzehen und drei Chilischoten reinschnibbeln - die Spezialität weckt auch solche Lebensgeister, die sich sonst nie melden.