Zu wenige Hallen und andere Prioritäten an den Schulen führen zu Bewegungsmangel. Kooperationen mit Vereinen sind selten

Hamburg. Hamburgs Kinder sollen sich nach dem Willen der Behörden im Alltag, in der Schule und in den Kindertagesstätten mehr bewegen. Neben dem regulären Sportunterricht sollten die Schulen demnach zusätzliche Bewegungsaktivitäten ermöglichen. Die Schulbehörde setzt verstärkt auf die Kooperationen mit den Sportvereinen.

"Die Sportvereine sind die logischen Partner in der ganztägigen Bildung und Betreuung. Das muss jetzt in die Fläche gehen. Je länger die Kinder und Jugendlichen in der Schule sind, desto weniger Möglichkeiten haben sie, sich am Nachmittag zu bewegen", sagt Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde. Bislang übernehmen acht Sportvereine an 17 Schulen die Nachmittagsbetreuung.

Doch das Problem ist der Platzmangel. "In Eimsbüttel ist es ein großes Problem, genügend Bewegung anzubieten, weil es zu wenig Sporthallenkapazitäten gibt", sagt Frank Fechner, Vorsitzender des Eimsbütteler Turnverbands. Im Kerngebiet fehlen seinen Angaben nach acht Sporthallenflächen. Der ETV ist momentan an vier Grundschulen als Träger für die Nachmittagsbetreuung bei der ganztägigen Bildung und Betreuung ausgewählt worden: Neben anderen Angeboten bietet der ETV 40 Prozent Bewegungskurse an.

Doch häufig wird an den Schulen noch nicht einmal die dritte Sportstunde flächendeckend umgesetzt. An vielen Standorten fehlen eigene Sporthallen oder Turnhallenkapazitäten. Die Grundschulen Hohe Landwehr, Lohkampstraße sowie die Grundschule Hoheluft müssen ohne eigene Sporthallen auskommen. Auch wenn Hallen vorhanden sind, sind die Nutzungszeiten jedoch häufig eingeschränkt - die dritte Sportstunde in der Woche wird dann gar nicht in allen Klassen umgesetzt. Behördensprecher Albrecht: "In der Regel werden die Sporthallen benachbarter Schulen gemeinsam beziehungsweise anteilig mitgenutzt. Die eine Schule verwaltet dann die Sporthallen, die andere hat keine oder zu wenige in der eigenen Verwaltung, aber Stunden in der Halle der benachbarten Schule. Teilweise werden auch Zeiten von Vereinen angemietet." Für genügend Sport und Bewegung, gerade bei Regen, zu sorgen, ist dann nicht immer ganz einfach. Zum Hintergrund: Die Stundentafel an Grundschulen sieht zwölf Stunden Sport vor, die sich auf die vier Grundschuljahre beliebig verteilen lassen, zum Beispiel auf drei Stunden in der Woche. In den höheren Jahrgängen sind es 18 Stunden Sport, verteilt auf sechs Jahre bis Klasse 12. "Diese Stunden sollten natürlich regelmäßig und nicht an einem Stück verteilt werden", sagt Sportfachreferentin Judith Kanders. So weit die Theorie. Tatsächlich findet häufig gar kein oder weniger Sportunterricht in der Woche statt, um ein Stundenkontingent für beispielsweise Ski- oder Segelreisen zu sammeln.