Im Müggenburger Hafen wurde jetzt ein Seehund gesichtet. Fünf bis zehn der Tiere werden im Jahr in Hamburg gesichtet.

Veddel. Ein kleiner Seehund hat gestern im Müggenburger Zollhafen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Unbeeindruckt von den Menschen, die sein Erscheinen bemerkt hatten und mit gezückten Handykameras am Ufer standen, zog er seine Bahnen. Immer wieder tauchte er unter, um sich dann etliche Meter weiter wieder zu zeigen und mit schwarzen Knopfaugen zu seinen Zuschauern zu blicken.

"Das habe ich hier noch nie gesehen", sagt Segellehrer Ulrich Böwing von der Segelschule Elbstromer, die ihren Sitz neben dem Dock der Internationalen Bauausstellung (IBA) hat.

Dass Seehunde die Elbe hochschwimmen, ist allerdings nichts Außergewöhnliches. Fünf bis zehn Seehunde kommen pro Jahr bis nach Hamburg, sagt der als "Schwanenvater" bekannte Hamburger Olaf Nieß, der sich aber als Revierjagdmeister auch um die Wildtiere in der Stadt kümmert. "Die Seehunde kommen aus der Nordsee und werden mit auflaufendem Wasser in die Elbe reingedrückt", sagt Nieß. Sie blieben oft einige Tage und träten dann bei ablaufendem Wasser wieder ihren Rückweg an. Da sie genug zu fressen finden, müsse man sich keine Sorgen um sie machen - es sei denn, sie seien geschwächt oder verletzt. Anfang Juli etwa wurde das Seehundmädchen Fips auf Finkenwerder gefunden, drei Wochen später, in der Nähe des Kraftwerks Moorburg, der kleine Heuler Bootsmann. Beide werden derzeit in der Aufzuchtstation Friedrichskoog in Schleswig-Holstein aufgepäppelt.

Der Seehund von der Veddel scheint gesund und munter zu sein. So wie er treten die Tiere in der Elbe meistens als Einzeltiere auf. Vor einigen Wochen jedoch, berichtet Nieß, habe eine Herde von vier bis fünf Tieren Hamburg einen Besuch abgestattet.

An den Küsten von Nord- und Ostsee leben drei Robbenarten: Seehund, Kegelrobbe und Ringelrobbe. Der Seehund ist in der Nordsee allgegenwärtig. Derzeit leben knapp 30 000 Tiere allein im Wattenmeer. Kegelrobben gibt es auf dem Jungnamensand westlich von Amrum und auf Helgoland. Die Ringelrobbe gelangt nicht an deutsche Küsten: Sie lebt im Finnischen und Bottnischen Meerbusen der Ostsee.