Die Handelskette eröffnet im Stadtteil St. Georg ihren größten Hamburger Supermarkt. Bundesweit sind Milliardeninvestition geplant.

Hamburg. Der neue Markt an der Langen Reihe nimmt langsam Formen an. Dort, wo früher die Fachhandelskette 1000 Töpfe Lampen, Haushaltswaren und Waschmaschinen anbot, wird es vom Frühjahr kommenden Jahres an Obst, Marmeladen oder edle Weine zu kaufen geben. "Mit einer Verkaufsfläche von rund 2300 Quadratmetern werden wir unseren bislang größten Supermarkt in Hamburg eröffnen", sagt der Geschäftsführer des selbstständigen Edeka-Händlers Glasmeyer und Niemerszein, Bernd Enge.

Mehrere Jahre schon hatten die Händler ein Auge auf das Filetgrundstück am Rande von St. Georg geworfen, bevor sie den Markt im Rahmen einer ohnehin geplanten Wohnbebauung verwirklichen konnten. "Der Stadtteil ist noch immer unterversorgt mit Lebensmittelgeschäften", sagt Enge. Im Szeneviertel will er mit einem besonders breiten Sortiment, einer großen Frischfischabteilung und einem integrierten, historischen Kolonialwarenladen bei den Kunden punkten.

So wie in St. Georg befindet sich die genossenschaftlich organisierte Edeka-Gruppe derzeit auch bundesweit auf Expansionskurs. Rund 1,4 Milliarden Euro investiert die Hamburger Supermarktkette allein in diesem Jahr in die Modernisierung von Märkten, sowie in die Verbesserung des Vertriebsnetzes, der Logistikstandorte und der Datenverarbeitung.

Investitionen in gleicher Größenordnung soll es nach Angaben einer Edeka-Sprecherin auch im kommenden Jahr geben. Insgesamt 300 neue Märkte werden nach ihren Angaben im Jahr 2013 hinzukommen, sowohl Geschäfte unter der Hauptmarke Edeka, als auch unter der Marke der Discounttochter Netto, die in den vergangenen Jahren besonders stark gewachsen ist.

Insgesamt umfasst das Ladennetz der Gruppe schon heute mehr als 12 000 Märkte. Der Umsatz legte im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent auf fast 46 Milliarden Euro zu, wobei das Wachstum vor allem von den selbstständigen Händlern im Verbund erwirtschaftet wurde. Damit ist die Gruppe mit Sitz in der City Nord die mit Abstand größte Supermarktkette Deutschlands vor Rewe, Metro, dem Lidl-Eigentümer Schwarz und den Discountern Aldi Nord und Aldi Süd.

"Wir werden unsere Rolle als wichtigster qualifizierter Nahversorger des Landes gezielt weiter ausbauen", kündigte der Vorstandsvorsitzende der Edeka AG, Markus Mosa, erst vor wenigen Tagen anlässlich der Immobilienmesse Expo Real in München an. Dabei schauen die Hamburger weniger auf Standorte auf der grünen Wiese, sondern eher auf Grundstücke in gewachsenen Wohngebieten. Bei Identifikation und Planung geeigneter Standorte seien in zunehmendem Maße sogenannte integrierte Lagen von Interesse, die von den Kunden sowohl zu Fuß, als auch mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen seien, so Mosa.

Ein besonders ambitioniertes Projekt treibt Edeka derzeit im Gebäude der ehemaligen Rindermarkthalle auf St. Pauli voran. Hier plant die Regionalgesellschaft Edeka Nord auf 14 000 Quadratmetern nicht nur einen eigenen Supermarkt, sondern auch eine große Markthalle mit festen und freien Ständen nach südeuropäischem Vorbild. Ins Obergeschoss des Gebäudes mit seiner denkmalgeschützten Fassade sollen Stadtteilinitiativen, Künstler, Existenzgründer sowie eine Kita einziehen. Allerdings stockt die Kommunikation mit den Anwohnern noch, weshalb die Bürgerbeteiligung jetzt verbessert werden soll (wir berichteten). Im Frühjahr 2014 wird die neue Rindermarkthalle voraussichtlich eröffnet.

Neue, übergreifende Projekte wie auf St. Pauli sind für die Edeka-Gruppe auch eine Möglichkeit, um ihr Profil als hochwertiger Anbieter von Lebensmitteln zu stärken und sich gleichzeitig von den reinen Discountern und ihren Billigangeboten abzusetzen. Nach der "Geiz ist geil"-Mentalität früherer Jahre mehren sich jetzt die Anzeichen dafür, dass die Verbraucher für ein besonderes Einkaufserlebnis durchaus bereit sind, wieder etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Laut einer Analyse der Marktforschungsgesellschaft Trade Dimensions ist es den großen Supermärkten mit einem Angebot von mehreren 10 000 Artikeln im vergangenen Jahr gelungen, deutliche Marktanteile hinzuzugewinnen, während die Billigketten erstmals leichte Verluste hinnehmen mussten. Ihre Marktanteile gingen um 0,3 Prozent zurück.