Ein Kommentar von Alexander Laux

Es scheint paradox, nach dem dritten Sieg im dritten WM-Qualifikationsspiel die Überschrift "Löw kann nur verlieren" zu wählen, um den Zustand der Nationalmannschaft zu kommentieren. Aber auch wenn die Darbietungen in Dublin Spaß machten, so reicht die Demontage eines solch minderbemittelten irischen Teams längst nicht mehr aus, um Fußball-Deutschland in einen Rauschzustand zu versetzen. Nach drei verlorenen Halbfinals (WM 2006, WM 2010, EM 2012) und einem Vizetitel (EM 2008) hat Joachim Löw seine Unantastbarkeit verloren. Besonders nach seiner falschen Taktik gegen Italien im Sommer ist er seinen Status der Unfehlbarkeit los. Inzwischen heißt es nicht mehr: Auf diesen Leistungen können wir aufbauen. Sondern: Ja, das war prima. Aber reicht das auch gegen einen Großen im Finale?

Das Problem für Löw ist, dass er erst in zwei Jahren bei der WM in Brasilien die passende Antwort darauf geben kann. Bis dahin werden Siege gegen Teams wie Irland (und sehr wahrscheinlich gegen Schweden) als Normalität eingestuft. Und bei schwächeren Auftritten wie gegen Österreich zu Beginn einer Saison wird es sofort Kritik von außen hageln: War ja klar, mit so einer Mannschaftsführung kann es ja auch nichts werden. Wie bei den letzten Großturnieren werden wir auch kurz vor Schluss scheitern.

Für Löw ist diese Situation, dass er eigentlich nur verlieren kann, ungewohnt. Nach sechs langen Jahren als Chefcoach muss aber auch er gegen die üblichen Abnutzungserscheinungen kämpfen. Denn sich plötzlich völlig neu erfinden, das kann er schließlich auch nicht.