Bürgermeister Olaf Scholz reist morgen mit einer großen Delegation nach Neu-Delhi und nach Mumbai. Wirtschaft soll Kontakte knüpfen.

Hamburg/Neu-Delhi. Die Handelsbeziehungen zwischen Hamburg und Indien reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Doch bislang hat kein Bürgermeister der Hansestadt dem Subkontinent einen offiziellen Besuch abgestattet. Olaf Scholz (SPD) wird morgen also der erste Hamburger Regierungschef sein, der zu einer Delegationsreise nach Neu-Delhi und Mumbai aufbricht. Bei der achttägigen Reise geht es vor allem darum, Wirtschaftskontakte zu knüpfen und zu vertiefen.

"Der indische Markt ist für viele Unternehmen in Hamburg interessant geworden. Allein die Größe des Marktes und die sich intensivierende Verflechtung mit dem Weltmarkt machen Indien für deutsche Unternehmen attraktiv", sagte ein Senatssprecher. Immerhin leben in Indien mehr als 1,2 Milliarden Menschen. Es bestehe in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern aber noch Entwicklungspotenzial im Austausch mit diesem Land. So steht Indien als Handelspartner von Deutschland bei den Einfuhren nur auf Platz 26 und bei den Ausfuhren auf Platz 21. Immerhin nimmt das Handelsvolumen zwischen Hamburg und Indien zu. Lag es vor zehn Jahren noch bei 456 Millionen Euro, stieg es 2011 auf 1,26 Milliarden Euro. Allerdings ist das Handelsvolumen geringer als das mit Dänemark oder Belgien. Hamburg importiert aus Indien vor allem Kleidung, chemische Erzeugnisse und Kaffee. Im Gegenzug exportiert die Hansestadt in erster Linie Flugzeuge, Düngemittel und Kunststoffe.

Der Reise vorangegangen sind mehrere Annäherungen zwischen der asiatischen Republik und der Hansestadt. So fand in Hamburg bereits mehrfach die Kulturveranstaltung India Week statt. Indien war dieses Jahr Gastland des Hafengeburtstags. Handelsminister Anand Sharma eröffnete mit Scholz die Veranstaltung. Zwischen den beiden ist in der kommenden Woche ein erneutes Treffen geplant. Erst vor wenigen Tagen wurde in der HafenCity eine Brücke nach dem indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi benannt.

Rund 2500 indische Staatsbürger leben in Hamburg. Etwa 470 Hamburger Unternehmen pflegen Beziehungen mit Indien, 40 indische Firmen sind in der Hansestadt aktiv. Es sollen mehr werden. Deshalb reist Bürgermeister Scholz auch zusammen mit Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sowie den Spitzen der Handelskammer und dem Hamburger Vattenfall-Chef Pieter Wasmuth, Siemens-Nord-Chef Michael Westhagemann, Jens Meier, Chef der Hafenbehörde HPA und Messe-Chef Bernd Aufderheide. Schwerpunkte der Treffen sind vor allem die Themen erneuerbare Energien, Hafen und Logistik sowie Biotechnologie und Medizintechnik. Die Vertreter der Handelskammer sollen sich um die in Hamburg aktiven indischen Investoren kümmern.

In Neu-Delhi trifft die Wirtschaftsdelegation auf Mitglieder des Dachverbandes der indischen Industrie- und Handelskammern. Scholz hält einen Vortrag beim Asian Forum on Global Governance der "Zeit"-Stiftung für Nachwuchsführungskräfte. Es stehen aber auch ein Tempel-Besuch und eine Exkursion in einen Armen-Stadtteil auf dem Programm.

Mitte der Woche reist die Delegation weiter nach Mumbai. Dort ist eine Veranstaltung für indisches Fachpublikum über die Hamburger Hafen- und Logistikbranche geplant. Auf dem Programm steht auch ein Besuch des Mumbai-Filmfests, bei dem Scholz den deutschen Schwerpunkt eröffnen wird. Mit konkreten Vertragsabschlüssen rechnen die Teilnehmer noch nicht. Diese sollen aber mittelfristig folgen.